Die unterschiedlichen Entwicklungsphasen eines Kindes

Erfahre heute mehr über die unterschiedlichen Entwicklungsphasen, die ein Kind durchläuft, um deinen Schatz in diesem Prozess zu begleiten und ihn zu verstehen. 
Die unterschiedlichen Entwicklungsphasen eines Kindes
Miriam Barriga Sánchez

Geschrieben und geprüft von der Krankenschwester Miriam Barriga Sánchez.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Die unterschiedlichen psycho-sozialen und physischen Entwicklungsphasen des Kindes bringen uns immer wieder zum Staunen. Schritt für Schritt können wir die Meilensteine beobachten, die unsere Kinder erreichen, ihre Lernprozesse unterstützen und ihre Erfolge feiern.

Der Weg eines Kindes von seiner absoluten Abhängigkeit bis zu seiner kompletten Unabhängigkeit (sowohl physisch als auch psychisch) ist lang und erfordert die Unterstützung und Begleitung seiner Eltern. 

Für diese ist es wichtig, die einzelnen Entwicklungsphasen des Kindes zu kennen, um es entsprechend fördern, pflegen und erziehen zu können. Es ist mit dieser Information auch einfacher, mögliche Schwierigkeiten auf diesem Weg frühestmöglich zu erkennen. 

Erfahre mehr über die verschiedenen Entwicklungsphasen eines Kindes

Jedes Kind ist unterschiedlich und hat seinen eigenen Rhythmus, deshalb sind Verallgemeinerungen nur begrenzt relevant. Außerdem muss auch berücksichtigt werden, dass Gesundheit nicht nur als Abwesenheit von Krankheit definiert werden kann, sondern auch das physische und psychologisches Wohlbefinden, das durch das soziale und familiäre Umfeld beeinflusst wird, ausschlaggebend ist.

Deshalb muss immer die konkrete Situation eines Kindes beurteilt werden, bevor eine Diagnose stattfinden kann. Die Entwicklung des Kindes ist ein sehr komplexer Prozess, in dem verschiedene Bereiche eine grundlegende Rolle spielen:

  • Erwerb adaptativer und instrumenteller Funktionen, die sich in vier Bereiche unterteilen:
    • Psychomotorik
    • Intelligenz
    • Sprache
    • Sozialisierung
  • Psycho-affektive Entwicklung, mit der das Kind schrittweise seine psychologische und affektive Unabhängigkeit von den Eltern erlangen kann. Es kann so seine eigene Identität entwickeln und zu einem gesunden Erwachsenen heranwachsen.

Beide Prozesse sind eng miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig, doch sie sind nicht lineal. Es gibt immer Fort- und Rückschritte. Außerdem erfolgen diese Entwicklungsprozesse nicht mit derselben Geschwindigkeit.

Eintwicklungsphasen eines Kindes

Um eine normale von einer krankhaften Entwicklung zu unterscheiden, müssen verschiedene Faktoren bewertet werden:

  • das chronologische Alter des Kindes,
  • die Entwicklungsphase, in der es sich befindet,
  • die bereits erreichte psychische Struktur und
  • die Art der Bindung zu seinen Eltern.

Entwicklungsphasen eines Kindes

1. Entwicklungsphasen eines Kindes: bis zum 15. oder 18. Lebensmonat

Das Neugeborene hängt komplett von seiner Mutter absowohl physisch als auch psychologisch. Es ist wehrlos und kann kaum auf äußere Reize reagieren. Seine Mutter kümmert sich um all seine Bedürfnisse und pflegt es entsprechend.

Die Reaktionen des Kindes auf bestimmte äußere Stimuli sind somatisch (Weinen, Strampeln…) und das ermöglicht es der Mutter, darauf aufmerksam zu werden und auf die Bedürfnisse des Kleinen zu reagieren. Dadurch wird die Beziehung zwischen Mutter und Kind gestärkt.

In dieser Entwicklungsphase unterscheidet das Baby nicht zwischen seiner eigenen Person und der der Mutter, sondern lebt in einer Symbiose.

Doch mit der kognitiven Entwicklung des Kindes beginnt es, andere Personen zu unterscheiden. Mit ungefähr acht Monaten kann es seine Mutter und seine engsten Bezugspersonen von fremden Menschen differenzieren. 

Die Symbiose Mutter-Kind verschwindet mit der Zeit, um Beziehungen zur Umwelt aufbauen zu können. Die Mutter ist jedoch in der Regel jene Person, von dem das Kind die erste bedingungslose Liebe erhält. Die Abwesenheit der Mutter führt in diesem Lebensabschnitt noch zu Angst und Nervosität.

In dieser Phase der Entwicklung sind zwei Meilensteine hervorzuheben:

  • Die Entwicklung der Sprache und
  • die ersten Gehversuche.

Das Baby kann bereits um Dinge bitten und Gegenstände benennen. Außerdem lernt es, sich zu bewegen, was der erste Schritt in seine Unabhängigkeit bedeutet. Es kann sich allmählich eigenständig im Raum fortbewegen und ist nicht mehr einzig und allein von seinen Bezugspersonen abhängig.

Die Antwort der Mutter auf diese Fortschritte ist grundlegend, um das Kind in seiner Neugier zu fördern und ihm die Angst vor möglichen Gefahren oder Risiken zu nehmen.

In dieser Entwicklungsphase werden regelmäßige Schlaf- und Wachzeiten zur Gewohnheit. Auch wichtige Essgewohnheiten und festes Essen werden in den Alltag eingeführt.

Auch dieser Artikel könnte dich interessieren: 6 Tipps, damit dein Kind mit 6 Jahren zweisprachig ist

2. Entwicklungsphasen eines Kindes: zwischen 2 und 3 Jahren

Dieser Entwicklungsabschnitt geht mit einer großen psychischen Aktivität einher, die sich in Verhaltensänderungen des Kindes äußert. Das Kleine beginnt zum Beispiel damit, auf die Toilette zu gehen, sobald es seine neurologische Reife dafür erlangt hat.

Auch symbolische Spiele sind jetzt wichtig. Das heißt, dass sich das Kind jetzt in verschiedene Rollen versetzen kann. In dieser Entwicklungsphase will das Kleine immer mehr Dinge alleine versuchen. Jeder Erfolg stärkt seine Unabhängikgiet und sein Selbstwertgefühl.

In diesem Abschnitt muss es auch Regeln lernen. Es hat sich an Verbote der Eltern zu halten, denn es entwickelt immer mehr motorische Fähigkeiten und muss deshalb wissen, was es tun darf und was nicht.

Das Kind experimentiert auch die ersten Frustrationen, wenn nicht alle seine Wünsche erfüllt werden. Es kann dies zum Beispiel durch Wutanfälle äußern, oder auch einfach stur und dickköfpig reagieren. Wir sprechen in diesem Fall von der Nein-Phase oder Trotzphase.

Entwicklungsphasen eines Kindes: Kind beim Spielen

3. Entwicklungsphasen eines Kindes: zwischen 4 und 5 Jahren

In diesem Lebensabschnitt entwickelt sich die duale Beziehung zu einer “Dreiecksbeziehung”. Die Psyche des Kindes ist jetzt strukturierter und es kann die Beziehung zwischen seinen Eltern erkennen. Es weiß jetzt, dass es nicht im Mittelpunkt der Welt steht.

Es geht nicht mehr nur um die Mutter-Kind- beziehungsweise Vater-Kind-Beziehung, denn der Sprössling versteht jetzt auch die Mutter-Vater-Kind-Beziehung.

Das ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung, denn das Kind lernt jetzt, dass es für das Wohlbefinden der Eltern nicht unerlässlich ist und kann den Prozess der Sozialisation beginnen.

In diesem Zeitraum verinnerlicht das Kind auch sexuelle Unterschiede. Die anatomischen Charakteristika jedes Geschlechts werden jetzt auch auf psychischer Ebene integriert. 

Man sollte vermeiden, das Kind mit stereotypischem Verhalten, das in dieser Entwicklungsphase auftritt, zu erziehen. Verzichte im Rahmen des Möglichen auf geschlechterspezifische Rollen in der Erziehung deines Kindes.

In diesem Abschnitt stellt der Sprössling auch die ersten Fragen über Sexualität. Ganz typisch ist zum Beispiel die Neugierde daran, woher Kinder eigentlich kommen. Es kommt häufig auch zu  ersten Masturbationen.

Diese Verhaltensweisen sind ganz normal, man muss dem Kind allerdings erklären wann und wo sie nicht passend sind. Du solltest auch über Sexfragen ganz ehrlich mit deinem Nachwuchs sprechen und dir keine Geschichten erfinden. Verwende dafür für das Alter des Kindes passende Erklärungen und Worte.

4. Entwicklungsphasen eines Kindes: zwischen 6 und 10 Jahren

In diesem Abschnitt sind die Sozialisation des Kindes und schulische Lernprozesse besonders wichtig. Die Eltern sollten die Freundschaften ihrer Kinder (wenn möglich) akzeptieren und fördern und ihnen erlauben, Aktivitäten mit Gleichaltrigen auszuführen.

Freunde sind in diesem Alter sehr wichtig, denn sie ermöglichen es dem Kind, seine eigene Identität und Persönlichkeit zu stärken. Der Sprössling ist jetzt empfindlicher und auch eifersüchtig, was seine Privatsphäre betrifft. Freunde werden allmählich wichtiger als die Eltern!

Diese Veränderung darf nicht als fehlendes Vertrauen interpretiert werden. Es handelt sich um einen ganz normalen Prozess auf dem Wege der Entwicklung in Richtung Unabhängigkeit. 

Der Sprössling lernt jetzt konkrete Operationen, sowie räumliche, zeitliche und numerische Konzepte zu verstehen, was für die akademische Leistung grundlegend ist. Auch dies ist ein wichtiger Meilenstein innerhalb der unterschiedlichen Entwicklungsphasen des Kindes.

5. Entwicklungsphasen eines Kindes: Pubertät und Jugend zwischen 11 und 18 Jahren

Die Zeit der großen physischen und psychischen Veränderungen rückt jetzt näher. Der Körper entwickelt sich, primäre und sekundäre Geschlechtskennzeichen sind jetzt sichtbar und die Kindheit geht mit diesem Abschnitt zu Ende. Dies ist nicht einfach und führt häufig zu einer Phase der Trauer.

Entwicklungsphasen eines Kindes

Wir haben noch einen Lesetipp für dich: Pubertät: Warum ist es so wichtig, beliebt zu sein?

Viele junge Menschen in der Pubertät durchlaufen eine Identitätskrise, denn sie experimentieren jetzt nicht mehr die Zufriedenheit, die in der Kindheit ganz einfach zu erreichen war. Sie ziehen sich mit ihren Freunden zurück und lehnen sich gegen die Werte der Erwachsenenwelt auf.

Die erste Liebe und erste sexuelle Erfahrungen sind typisch für diesen Lebensabschnitt. Bald beginnt das Leben als Erwachsener mit all seinen Konsequenzen.

Vergiss nicht…

Kinder entwickeln sich kontinuierlich, deshalb ist es wichtig, über alle Entwicklungsphasen gut informiert zu sein, um sie richtig begleiten, beraten und fördern zu können. 

In jedem Abschnitt der kindlichen Entwicklung können adaptative (vorübergehende) Störungen auftreten, die zu verschiedenen Schwierigkeiten führen. Solltest du Störungen bemerken, gehe mit deinem Kind zum Arzt, der gegebenenfalls eine Diagnose stellen und entsprechende Empfehlungen geben kann, um deinem Kind eine normale Entwicklung zu ermöglichen.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Escudero, C. (2012). Las etapas del desarrollo madurativo. Form Act Pediatr Aten Prim. 2012; 5(2): 65-72.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.