Mein Kind erfindet Ausreden, um nicht in die Schule zu müssen

Ständige Verweigerungen und Ausreden können einen viel bedenklicheren Grund für das Ablehnen einer bestimmten Tätigkeit verschleiern.
Mein Kind erfindet Ausreden, um nicht in die Schule zu müssen
María Alejandra Castro Arbeláez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin María Alejandra Castro Arbeláez.

Letzte Aktualisierung: 22. Juni 2019

Erfindet dein Kind Ausreden, um nicht in die Schule zu müssen? Finde in diesem Artikel mehr darüber heraus und erfahre die Gründe, die dahinter stecken könnten.

Die häufigsten Ausreden, um nicht in die Schule zu müssen

Kurz bevor es Zeit ist, in die Schule zu gehen, klagt dein Kind über Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Halsschmerzen? Diese scheinbaren Schmerzen bessern sich, sobald du ihm erlaubst zuhause zu bleiben?

Am nächsten Morgen treten sie allerdings wieder auf. Diese Symptome können auch von Weinen und Wutanfällen begleitet werden.

Bei älteren Kindern kann aggressives Verhalten gegenüber den Eltern auftreten oder sie verweigern es, aufzustehen und sich für die Schule fertig zu machen. Auch Androhungen wegzulaufen gehören dazu.

Warum erfinden einige Kinder Ausreden?

Die Ausreden, um nicht in die Schule zu müssen können innere oder äußere Gründe haben. Wir schauen uns diese anschließend etwas genauer an.

Ausreden inneren Ursprungs

Vielleicht hat dein Kind Angst oder lähmende Furcht, wenn es die Sicherheit seiner Eltern und sein Zuhause verlassen muss. Es kann denken, dass etwas Schlimmes geschieht, wenn es nicht bei dir ist. 

Seine Sorge kann sein, verloren zu gehen und den Weg zurück nicht mehr zu finden. Es kann sogar so weit gehen, dass ein Kind den Tod der Eltern fürchtet, während es von ihnen getrennt ist.

Gleichwohl kann es auch an familiären Umständen liegen. In Fällen von Scheidungen, Missbrauch oder Gewalt kann das Kind Angst vor der Außenwelt entwickeln.

Es versucht die Streitigkeiten unter seinen Eltern zu vermeiden und sucht nach Gründen, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.

In anderen Fällen vermeiden es Kinder, in die Schule zu gehen, weil sie eine nicht diagnostizierte Lernschwäche haben. 

Ältere Kinder finden vielleicht, dass es zu Hause viel angenehmer ist, als in der Schule. Sie wollen lange schlafen, fernsehen, Videospiele spielen und anderen Dingen nachgehen.

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Ausreden mit äußerem Ursprung

Andere Gründe können soziale Faktoren haben. In diesen Fällen hat das Kind Angst vor Dingen wie:  Busfahrt, an die Tafel gerufen zu werden oder vor der Klasse und dem Lehrer zu sprechen.

Weil es Angst vor dem Versagen hat, erfindet es Ausreden, um diese Situationen zu vermeiden. 

Ein weiterer Grund könnte im zwischenmenschlichen Bereich liegen. Jüngere Kinder könnten sich selbst als hässlich oder schlecht betrachten und denken, dass niemand mit ihnen spielen will.

Es kann auch möglich sein, dass das Kind bedroht wird oder sich wegen etwas schämt. Dieser Grund ist bei Jugendlichen am häufigsten die Ursache.

Eltern und Lehrer müssen zusammenarbeiten, um dieses Mobbing so schnell es geht zu beenden.

Kinder achten vermehrt auf ihre äußere Erscheinung, da in diesem Alter körperliche Veränderungen auftreten. Über- oder Untergewicht ist nur einer von vielen Auslösern für ein vermindertes Selbstwertgefühl.

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Bei Mädchen kann eine frühe Entwicklung wahre Qualen verursachen. Hormonelle Veränderungen tragen nur noch mehr zu diesen Unsicherheiten bei.

In dieser Phase sind sie zudem nicht mehr die ältesten und erfahrensten Kinder, sondern die jüngsten und unerfahrensten Jugendlichen.

Ältere Kinder finden vielleicht, dass es zu Hause viel angenehmer ist, als in der Schule.

Wenn Ausreden zur Gewohnheit werden

Ausreden zu erfinden, um nicht in die Schule zu müssen, kommt bei Kindern häufig vor. Meist sind es jedoch 5 bis 7 Jährige beziehungsweise 10 bis 13 Jährige, die nicht in die Schule wollen.

Es wird geschätzt, dass bis zu 25% aller Schulkinder irgendwann Ausreden erfinden, um nicht in die Schule zu müssen.

Bei kleinen Kindern kann das nach den Schulferien oder nach einer kurzen Erkrankung der Fall sein. Sie haben dann eine gewisse Zeit mit der Familie verbracht und sich daran gewöhnt. 

Ausreden können auch nach dem Tod eines nahen Verwandten, einem Schulwechsel, einem Umzug, usw. gesucht werden.

9 praktische Tipps für Eltern

Bevor du die Ausreden deines Kindes einfach als unwichtig abtust, denke über folgende Punkte nach:

  • Versuche, den Grund für seine Ausreden herauszufinden.
  • Schließe die häufigsten Symptome wie Fieber, Übelkeit, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Erbrechen aus. Beobachte die Häufigkeit und Schwere dieser Beschwerden, um zu schauen, ob sie echt sind.
  • Bleibe geduldig und rege dich nicht auf.
  • Komme nicht zu schnell zu einer negativen Reaktion und sage deinem Kind nicht, dass seine Ängste unbegründet sind. Zwinge es nicht in die Schule, ohne vorher die Gründe zu kennen.

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  • Denk daran, dass ständige Angst zukünftige Störungen, Phobien oder Panikattacken auslösen kann.
  • Schule ist ein Grund für viele Ängste bei Kindern, da sie nicht die schützende Umgebung wie zu Hause bietet. Das führt zu Ausreden, um nicht in die Schule zu müssen.
  • Sprich die Situation an, ohne zu schimpfen oder die Gefühle deines Kindes herunterzuspielen. Dadurch verschlimmerst du die Probleme nicht noch zusätzlich.
  • Arbeite mit Lehrern, Klassenkameraden und Geschwistern zusammen, um bestmöglich mit der Situation umzugehen.
  • Ein Psychologe oder ein anderer Spezialist kann dir praktische Tipps geben. Du bist nicht allein mit der Situation.
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Probleme, die häufige Ausreden bewirken

Wenn ein Kind darauf besteht, Ausreden zu erfinden, um nicht zur Schule zu gehen, ist das eine beunruhigende Situation. In diesen Fällen ist es ratsam, dass du die Hilfe eines Psychiaters suchst.

Für die allgemeine Entwicklung deines Kindes kann das sehr hilfreich sein. Die Schule aufgrund von Angst oder Scham auszulassen, kann zu ernsthaften akademischen und sozialen Problemen führen.

Auf lange Sicht erhöht diese Situation das Risiko für kriminelles Verhalten und wirtschaftliche Benachteiligung aufgrund von mangelnder Bildung und der daraus resultierenden Arbeitslosigkeit.

Soziale Isolation und Beziehungsprobleme sind ebenfalls mögliche Konsequenzen. Als Erwachsener können Angstzustände, Depressionen und Panikattacken auftreten.

Auch wenn Schulkinder häufig Ausreden erfinden, um nicht in die Schule zu müssen, solltest du den Grund dahinter herausfinden. 

Wenn du richtig mit der Situation umgehst, kann dein Kind seine Schulzeit genießen und später zu einem erfolgreichen Erwachsenen werden.


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  • Araujo, N. I. Mi hijo ya no quiere ir a la escuela, solo quiere estar en esta sesiones…¡ Esto también es escuela¡. http://www.alasru.org/backup/congreso2014/ponencias/20_480_0266.pdf
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