Sanfte Erziehung: mit Herz und Verstand

Früher galten ganz andere Vorstellungen, wenn es um Kindererziehung ging. Hier erfährst du, was eine sanfte Erziehung bedeutet: Nämlich beim Großziehen der Kinder sowohl Herz als auch Verstand walten zu lassen.
Sanfte Erziehung: mit Herz und Verstand
Valeria Sabater

Geprüft und freigegeben von der Psychologin Valeria Sabater.

Geschrieben von Valeria Sabater

Letzte Aktualisierung: 22. Dezember 2021

Eine sanfte Erziehung bedeutet, beim Großziehen der Kinder sowohl Herz als auch Verstand walten zu lassen. Dabei begegnet man den Kindern mit Geduld und Respekt. Und leitet sie so behutsam auf ihrem Lebensweg. Man geht auf ihre Bedürfnisse ein, ohne Hast, aber auch ohne Unterbrechungen. Schritt für Schritt und immer mit dem Angebot einer helfenden Hand.

Heutzutage mag es vielleicht erstaunen: Doch tatsächlich gibt es viele Väter, Mütter und sogar Lehrer, die bei der Erziehung immer noch an den doch schon längst überkommenen Strategien der Verstärkung und Bestrafung festhalten.

Es scheint ihnen selbstverständlich, dass den Kleinen Verhaltensweisen und Wissen quasi mit Gewalt einzubläuen ist. Denn für sie ist es klar: die Kinder “wissen nichts”.

Aber heutzutage sollte man Erziehung doch auf andere Art und Weise verstehen und sie eher als ein Erwachen betrachten. Denn es geht ja darum, die Augen für das Leben und die Welt zu öffnen.

Ein solches Ereignis sollte vom Kind angstfrei und mit Neugierde erlebt werden können. Außerdem sollten die Erwachsenen dabei mit Liebe und echtem Respekt dem Kind gegenüber begleitend zur Seite stehen. Denn durch so eine sanfte Erziehung kann das Erlernte auf gute Art verinnerlicht und angewendet werden.

Ohne Fleiß kein Preis?

Sicher hast du wie wir alle schon mal folgenden fragwürdigen Rat gehört: “Ohne Fleiß kein Preis”. Und natürlich stimmt es, dass eine Arbeitskultur wichtig ist. Aber dennoch ist doch ein solches Motto wahrlich nicht besonders pädagogisch.

Auch rechtfertigt es nicht, eine Art Selbstaufopferung zu kultivieren. Denn so entreißt man dem Kind jegliche Magie seines Kindseins. Und man versucht, es allein durch das System von Bestrafung und Belohnung auf den “rechten” Weg zu lenken.

Sanfte Erziehung ist tatsächlich, ob du es glaubst oder nicht, der Schlüssel zum Erfolg. Denn wenn du deine Kinder mit Liebe und Zuneigung erziehst und sie mit Zärtlichkeit durchs Leben führst, bedeutet das automatisch: Du bringst ihnen Respekt entgegen und so können sie dieses Erwachen ins Leben als etwas Intensives, Glückliches und auch Effektives erleben.

Sanfte Erziehung bedeutet, die Kinder mit emotionaler Intelligenz zu leiten

Zeichnung eines Kindes von Komako Sakai

Heutzutage arbeiten viele Pädagogen nach den Grundsätzen, die die sanfte Erziehung vorschlägt. Sie sehen Erziehung tatsächlich als Erwachen an und tragen diesen Perspektivwechsel auch in die Klassenzimmer.

Dort arbeitet man Tag für Tag mit der so genannten emotionalen Intelligenz. Dabei gilt es, positive Werte zu fördern. Auch geht es um positive Verstärkungen statt den Blick auf Negatives zu lenken.

Ebenso sind die Aktivitäten, die eine Zusammenarbeit der Kinder erfordern, wichtiger als solche, die auf Wettbewerb setzen. All diese Faktoren können nach und nach zu großartigen Ergebnissen führen.

In Kindergärten, Schulen und anderen Institutionen wird dieser Ansatz bereits gefördert und angewandt. Aber es ist notwendig, dass auch bei dir zu Hause die sanfte Erziehung Einzug hält.

Doch wir sind sicher, dass viele unserer Leser und Leserinnen bereits die Schlüsselkonzepte der emotionalen Intelligenz verinnerlicht haben. Das heißt, zu verstehen, dass die wirksamsten Strategien beim Großziehen der Kinder ein sanfter und zärtlicher Umgang mit den Kleinen sowie eine verständnisvolle Nähe der Eltern sind.

Um noch ein wenig mehr über das Thema sanfte Erziehung nachzudenken, laden wir dich ein, noch ein paar andere Aspekte zu betrachten. Diese werden zweifellos ebenfalls eine große Hilfe sein:

Ein Kind ist kein unbeschriebenes Blatt

Es ist notwendig, die klassischen Ansätze zu überwinden, die für die Entwicklung und das Lernen bei Kindern bisher galten. Denn nur so kann man Erziehung und Bildung effektiver gestalten. Unsere Kleinen sind keine “unbeschriebenen Blätter”. Wären sie es, dann wären sie alle gleich und würden sich in der Kindheit genau gleich verhalten.

Zeichnung eines Kindes mit Katze von Komako Sakai
  • Als Mutter oder Vater wirst du aber wissen, dass bereits dein Baby genauso wie dein 2, 3 oder 6 Jahre altes Kind einen ganz eigenen Charakter hat. Eine ganz eigene Art sich zu verhalten und auf Dinge zu reagieren. Und auch zu lernen oder mit dir zu interagieren.
  • Du musst verstehen, wie jedes deiner Kinder ist. Was jedes ausmacht und welche Emotionen in ihnen besonders hervorstechen. Oder wie sie sich mit den Dingen und den Menschen in ihrer Umgebung in Beziehung setzen. Nur dann kannst du sie auch erfolgreich erziehen.
  • Das Großziehen der Kinder und ihre Erziehung kann nur gelingen, wenn es mit Sanftmut und Geduld geschieht. Ebenso brauchst du Verständnis und Intuition. Denn Kinder sind eben keine unbeschriebenen Blätter und auch keine leeren Schachteln. Vielmehr stecken sie voller Träume, widersprüchlicher Gefühle, Unruhe und auch voller Ängste.

Daher besteht die Aufgabe der Eltern und ErzieherInnen darin, all diese inneren Welten kennenzulernen. Denn so kann man den Kindern helfen, damit sie ihre maximalen Fähigkeiten entfalten können.

Was bedeutet also sanfte Erziehung?

Sanfte Erziehung: Zeichnung eines Kindes von Komako Sakai
  • Sanfte Erziehung bedeutet, geduldig und ohne Hast zu erziehen. Mit Herz und Verstand.
  • Außerdem geht es darum, die Bedürfnisse der Kinder zu kennen.
  • Auch nutzt die sanfte Erziehung das Prinzip der positiven Verstärkung. Es geht darum, ein verständnisvoller Führer zu sein, wenn die Kinder einen Fehler machen. Und auch darum, zu wissen, wie man dem Kind sagt: «Ich bin hier, bei dir. Ich weiß, dass du das besser kannst und ich werde dir helfen».
  • Sanfte Erziehung bedeutet nicht, etwas mit Schreien erreichen zu wollen. Ebensowenig besteht sie darin, deine Kinder mit anderen zu vergleichen. Oder in ihrer Gegenwart so zu sprechen, als wären sie nicht da, während man über ihre Schwächen, Launen, Fehler oder ihre Unzulänglichkeiten redet.
  • Ein Elternteil zu sein, der auf diese Art erzieht, bedeutet: Man ist sich darüber im Klaren, was man für sein Kind will. Nämlich nicht, dass es perfekt ist. Auch muss es nicht das schönste oder intelligenteste Kind sein. Denn was man doch vor allem will, ist: Dass es zu einer GLÜCKLICHEN Person heranwächst.

Abschließend sei noch gesagt, dass du in deinem Alltag mit deinen kleinen Süßen diese drei Worte nie vergessen solltest: Sanftheit, Geduld und Nähe. Denn sie werden deine großen Verbündeten sein.

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Komako Sakai


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