Woraus besteht eigentlich Muttermilch?

Muttermilch ist einzigartig, weil ihre Zusammensetzung sich über die gesamte Stillzeit hinweg kontinuierlich verändert. Sie passt sich den Bedürfnissen und dem Alter des Kindes sowie der Jahreszeit an.
Woraus besteht eigentlich Muttermilch?

Letzte Aktualisierung: 21. Juni 2018

Die Natur ist sehr klug, denn Muttermilch enthält genau die Stoffe, die das Baby für seine Entwicklung braucht.

Solange die Ernährung durch andere Lebensmittel ergänzt wird, können der Weltgesundheitsorganisation zufolge Kinder bis zum vierten Lebensjahr mit Muttermilch versorgt werden.

Das Stillen trägt außerdem zu der wundervollen Bindung zwischen Mutter und Kind bei. Diese Bindung ist grundlegend für ein liebevolles Verhältnis und dient als Mittel der Kommunikation.

Mit dem Stillen entsteht am Lebensanfang jene emotionale Geborgenheit, die jeder Mensch braucht.
–Unbekannt–

Wie entsteht Muttermilch

Wie entsteht Muttermilch?

Zuallererst produzieren Mütter das Kolostrum, auch Vormilch genannt, eine wässrig gelbliche Substanz reich an Mineralstoffen und den Vitaminen A, E, K und B12. Es ist leicht verdaulich und hat eine abführende Wirkung, die bei der Ausscheidung des Kindspechs behilflich ist.

Diese Vormilch besteht größtenteils aus Antikörpern und Lymphozyten. Sie schützen das Kind—bevor es sein eigenes Immunsystem entwickelt—vor möglichen Darm- und Lungeninfektionen.

Einige Tage nach der Entbindung vermehrt sich die eigentliche Milch. Sie enthält weniger Eiweiße, ist jedoch reich an Fetten und Kohlenhydraten.

Zu Beginn eher dünn wird die Milch später dicker. Dieser Konsistenzwechsel führt dazu, dass das neu geborene Baby seinen Durst und Appetit richtig stillen kann.

Aus was besteht Muttermilch?

Wasser

Wasser ist die in der Muttermilch am meist vorhandene Komponente. Es trägt zur Thermoregulierung des Neugeborenen bei.

So wurde gezeigt, dass Säuglinge mit dem in der Muttermilch enthaltenen Wasser völlig zufrieden gestellt werden können.

Eiweiße

Viele Eigenschaften, die die menschliche Milch ausmachen, lassen sich auf ihre einzigartigen Eiweiße zurückführen.

Menschliche Muttermilch zeichnet sich durch einen Überfluss an Molkeproteinen gegenüber Kasein aus. Ernährungstechnisch gesehen, agiert Kasein jedoch nicht nur als Eiweiß, denn einige seiner Bestandteile sind Teile des Bifidusfaktors und anderer Funktionen.

Lactoferrin ist ein weiteres wichtiges Protein. Es unterstützt Neugeborene im Schutz gegen Mikroorganismen.

Dieses Protein bindet sich an Eisen und verhindert so die Vermehrung von Keimen

Immunglobuline bzw. Antikörper sind Eiweiße, die schädliche Strukturen erkennen und sich an sie binden. Die Erkennung dieser Antigene hilft dem Immunsystem bei der Bekämpfung dieser Strukturen. Antikröper sind wegen ihrer Schutzfunktion äußerst wichtig.

Wenn ein immunologisch reifer Säugling Muttermilch verzehrt, enthält diese Antikörper, die Mikroorganismen aus der Umgebung des Kindes abwehren.

Kohlenhydrate

Kohlenhydrate

Das am meisten vorhandene Kohlenhydrat in der Milch ist Laktose. Es wird in den Milchdrüßen hergestellt.

Hauptsächlich dient Laktose als Energiequelle, allerdings scheint sie durch die folgenden Merkmale auch eine entscheidende Rolle im Wachstum von Säuglingen zu spielen:

  • Laktose erleichtert die Aufnahme von Kalzium.
  • Sie ist eine Quelle für Galaktose, welche für die Produktion von Galaktolipiden und die Entwicklung des zentralen Nervensystems unentbehrlich ist.
  • Sie beeinflusst das Milchvolumen, steuert den Transport von Wasser und ist Teil des Bifidusfaktors.

Die Laktosewerte bleiben über den Tag hinweg meistens gleich. Selbst Mütter, die sich eher schlecht ernähren, haben in der Regel normale Laktosewerte.

Fette

Fette und Öle sind eine wichtige Energiequelle und unentbehrlich für die Entwicklung des zentralen Nervensystems.

Fett ist der wechselhafteste Inhaltstoff der Muttermilch. So erhöht sich der Fettgehalt tagsüber und beim Stillen. Er ist am Anfang niedrig und steigt zum Ende hin an.

Im Laufe eines Stillvorgangs wird die wässrige Milch mit Fettkügelchen angereichert, deren Menge bis zum Ende stetig ansteigt.

Die in der menschlichen Muttermilch enthaltenen Fettsäuren stehen im Zusammenhang mit dem Sehvermögen. So wurde gezeigt, dass Kinder, die mit künstlicher Milch gestillt wurden, eine verringerte Sehkraft als mit Muttermilch gestillte Kinder aufweisen.

Mineralsalze

Kinder, die gestillt wurden, können Wasser im Körper besser verarbeiten, z.B. indem sie schwitzen.

  • Natrium und Kalium: Die Kaliumwerte sind höher als die Natriumwerte. Dieses Mengenverhältnis findet man so ähnlich auch in Zellen, deswegen wirken sich die niedrigen Natriumwerte in Kombination mit den hohen Kaliumwerten der Muttermilch sehr vorteilhaft auf den Körper aus.
  • Eisen: Das in der Muttermilch enthaltene Eisen wird mit einer Rate von bis zu 50% aufgenommen. Kinder, die während der ersten 6 Monate gestillt wurden, leiden seltener an Eisenmangel.
  • Kalzium: Muttermilch enthält zwar meistens eher wenig Kalzium und Phosphor, doch werden die vorhandenen Mengen leicht vom Körper aufgenommen.
  • Zink: Muttermilch enthält biologisch verfügbares Zink. Das sogenannte hereditäre Zinkmangelsyndrom, bei dem eine angeborene Störung der Zinkaufnahme vorliegt, tritt bei mit Muttermilch gestillten Säuglingen in der Regel nicht auf.

Vitamine

Vitamine

Die wasserlöslichen Vitamine werden in für den Säugling geeigneten Mengen aufgenommen und verdaut.

  • Vitamin A: Vitamin A wird, wie alle fettlöslichen Vitamine (A, E, D und K), über das Fett der Muttermilch transportiert. Die Vormilch und die Milch von Frühchenmüttern enthalten sogar meist noch höhere Anteile des Vitamins.
  • Vitamin D: Das tägliche Tageslicht bietet die beste Quelle für Vitamin D. Vitamin D wird nicht durch die Nahrung sonder am besten über die tägliche Sonneneinwirkung aufgenommen. Kinder, die ausschließlich gestillt wurden, leiden generell nicht an Vitamin-D-Mangel.
  • Vitamin E: Muttermilch enthält mehr als genug Vitamin E. Vormilch enthält sogar bis zu dreimal mehr Vitamin E als reife Muttermilch. Das ist sehr wichtig, denn Säuglinge haben in den ersten Lebenstagen sehr geringe Vitamin-E-Reserven und benötigen deswegen eine ausreichende Vitamin-E-Zufuhr.
  • Vitamin K: Die Konzentration an Vitamin K ist höher in der Vor- und Übergangsmilch.

Einige Besonderheiten…

  • Muttermilch ist eine wässrige Flüssigkeit, die aus Nährstoffen, Zellen, Hormonen, Antikörpern und Wachstumsfaktoren besteht. Diese Zusammensetzung spielt in der Mutter-Kind-Beziehung eine komplexe Rolle.
  • Sie verändert sich je nach Tageszeit, von Mahlzeit zu Mahlzeit und über die gesamte Stillzeit hinweg.
  • Diese verschiedenen Variationen der Muttermilch sind allesamt funktional, denn die menschliche Muttermilch passt sich den Bedürfnissen jedes Kindes individuell an.

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