Bao: ein Kurzfilm über das Empty-Nest-Syndrom

In dem Kurzfilm Bao muss die Hauptdarstellerin die Tatsache annehmen, dass ihr Sohn erwachsen wird und damit auch unabhängig. Aber das ist für eine Mutter gar nicht so einfach.
Bao: ein Kurzfilm über das Empty-Nest-Syndrom
Ana Couñago

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Ana Couñago.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Bao ist ein ein computeranimierter Kurzfilm. In ihm wird auf originelle Weise gezeigt, welche Folgen es haben kann, wenn die Kinder groß werden und ausziehen. Und die Eltern plötzlich vor ihrem “leeren Nest” stehen. Dieser Kurzfilm befasst sich genau damit: Mit dieser Gefühlslage von Einsamkeit und Trauer, die sich nach dem Weggang der Kinder aus dem elterlichen Haus einstellen kann. Dafür gibt es den aus dem Englischen eingedeutschten Begriff Empty-Nest-Syndrom.

Im Jahr 2019 hat Bao den Oscar in der Kategorie Bester animierter Kurzfilm gewonnen. Und es sei außerdem darauf hingewiesen, dass Bao der erste Kurzfilm von Pixar ist, bei dem eine Frau Regie führt: die chinesisch-kanadische Regisseurin Domee Shi. Sie hat es geschafft, in nur wenigen Minuten die Gefühle einer Mutter perfekt einzufangen, die vor der Tatsache steht: Ihr Sohn ist erwachsen und beschließt, seinen eigenen Weg zu gehen.

“Das Wichtigste an einer Familie ist nicht, dass sie zusammenlebt. Sondern dass sie zusammenhält”.

-Anonym-

Bao: ein Kurzfilm über das Empty-Nest-Syndrom

In Bao ist die Protagonistin eine Frau chinesisch-kanadischer Herkunft. Diese fühlt sich einsam und entmutigt. Zu Beginn des Kurzfilms sieht man, wie die Frau für das gemeinsame Essen mit ihrem Mann Baozi zubereitet. Das sind chinesische Dampf-Teigtaschen, die entweder mit Fleisch oder Gemüse gefüllt sind.

Eine Szene aus Bao
© Becky Neiman-Cobb

Doch zu ihrer Überraschung passiert Folgendes, als sie versucht, in den letzten dieser Teigknödel hineinzubeißen: Dieser erwacht zum Leben und beginnt zu weinen! Von da an füttert und pflegt sie die kleine Teigtasche, als wäre es ihr eigenes Kind. Doch diese wächst nach und nach heran und fordert mit der Zeit mehr Freiheit und Autonomie. Aber die Mutter beschützt ihr Kind so sehr, dass sie es nicht einmal mit anderen Kindern Fußball spielen lässt.

So wird der Sohn in Form einer Teigtasche dann mit dem Beginn der Pubertät rebellisch. Er beschließt, nicht mehr so viel Zeit mit seiner Mutter zu verbringen. Für diese ist das sehr schlimm. Aber das größte Problem kommt erst noch: Nämlich als der Sohn ihr seine Freundin vorstellt und seine Pläne bekannt gibt, mit dieser zusammenzuziehen. Also von zu Hause auszuziehen.

Angesichts dieser Situation verliert die Mutter die Kontrolle über sich und ihre Gefühle und verschlingt in ihrer Verzweiflung spontan die Teigtasche. Also ihr eigenes Kind. Sofort bereut sie ihre Tat und weint untröstlich.

Danach wird gezeigt, wie sich die Mutter völlig niedergeschlagen in ihrem Zimmer befindet. Doch plötzlich erscheint ihr richtiger Sohn im Zimmer. Und dieser ist keineswegs ein Teigknödel, sondern tatsächlich eine Person. Nun versöhnen sich beide und zeigen die Zuneigung, die sie füreinander empfinden.

Zuletzt sieht man, wie alle Mitglieder der Familie, einschließlich der Freundin des Sohnes, zusammenkommen und gemeinsam Baozis zubereiten. Diese letzte Szene zeigt das zufriedene und glückliche Gesicht einer Mutter, die das Empty-Nest-Syndrom überwunden hat.

Szene aus Bao
© Becky Neiman-Cobb

Einige Überlegungen zu diesem kurzen Animationsfilm

Dieser wunderbare animierte Kurzfilm lädt seine Zuschauer dazu ein, verschiedene Überlegungen anzustellen. Aber vor allem darüber nachzudenken, wie wichtig es für eine Mutter ist, sich auf den Moment vorzubereiten, in dem das Kind das elterliche Haus verlässt. Und um dies zu tun, muss man zunächst einmal akzeptieren, dass es unvermeidlich einmal dazu kommen wird.

Also solltest auch du dir bewusst machen, dass deine Kleinen zu Jugendlichen und schließlich zu Erwachsenen heranwachsen und ihren eigenen Weg gehen müssen. Sie werden ihr eigenes Projekt im Leben verfolgen. Doch sollte man diese Tatsache nicht als etwas Trauriges und Trostloses sehen. Sondern vielmehr als eine weitere Phase der Mutterschaft.

Wenn eine Mutter über Jahre hinweg einen großen Teil ihrer Zeit der bestmöglichen Erziehung und Bildung ihres Kindes widmet, entsteht sicherlich eine starke emotionale Bindung zwischen den beiden. Und diese Verbindung bleibt für immer bestehen. Auch wenn die Kinder beschließen, das Elternhaus zu verlassen.

“Früher oder später gehen sie weg, denn die Reise ist lang. Sie werden mit leichtem Gepäck reisen. Und nur die Werte und die Liebe bei sich tragen, die du ihnen hast geben können, solange sie dir gehörten. Nur dann wird das Leben selbst dir sagen, ob dein Vermächtnis und deine Lehre gut waren. Denke immer daran, dass sie früher oder später weggehen.”

-Joel Tumax Rubin-


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.