Was ist das Pica-Syndrom während der Schwangerschaft?

Als Pica-Syndrom bezeichnet man eine Essstörung, bei der Menschen das Verlangen verspüren, Substanzen zu sich zu nehmen, die keinen Nährwert haben. Wenn diese Störung während der Schwangerschaft auftritt, kann dies zu gesundheitlichen Problemen für die Mutter und ihr ungeborenes Kind führen.
Was ist das Pica-Syndrom während der Schwangerschaft?
Elena Sanz Martín

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz Martín.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Heute möchten wir über das Pica-Syndrom während der Schwangerschaft sprechen. Obwohl diese Form der Essstörung häufiger auftritt, ist sie dennoch relativ unbekannt.

Beim Thema Essstörungen denken wir meistens an Erkrankungen wie Anorexie oder Bulimie. Es gibt jedoch noch andere weniger bekannte Essstörungen, die das Leben der Betroffenen ebenfalls stark beeinträchtigen.

Was ist das Pica-Syndrom?

Das Pica-Syndrom ist eine Essstörung, bei der die Betroffenen das starke Verlangen verspüren, Dinge oder Substanzen zu essen oder an ihnen zu lecken, die keinen Nährwert haben oder gesundheitsschädlich sind. Die Patienten essen sehr häufig Sand, Gips, Seife, Eis und Zahnpasta.

Im DSM-5 (Diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen) wurden spezifische Kriterien für diese Störung festgelegt. Die Substanzen ohne Nährwert werden für einen Zeitraum von mindestens einem Monat zu sich genommen. Außerdem muss dieses Verhalten für das Alter der Person unangemessen sein. Darüber hinaus darf dieses Essverhalten nicht Teil einer kulturbedingten Norm sein.

In den meisten Fällen tritt diese Störung in der frühen Kindheit auf, üblicherweise zwischen dem 1. und 6. Lebensjahr. Besonders häufig tritt sie bei Menschen mit Autismus, Entwicklungsstörungen sowie bei Unterernährung auf. Außerdem können Frauen während der Schwangerschaft oder wenn sie unter Stress und Angststörungen leiden, am Pica-Syndrom erkranken.

Das Pica-Syndrom während der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft haben viele Frauen häufige Heißhungerattacken. Dabei bezieht sich der Appetit jedoch auf ganz gewöhnliche Lebensmittel. Das Pica-Syndrom tritt normalerweise im ersten oder zweiten Trimester der Schwangerschaft auf. Ursachen hierfür können Stress, Nervosität oder Ängste sein, die in dieser Phase typisch sind.

Das Pica-Syndrom tritt besonders bei schwangeren Frau auf, die jünger als 20 Jahre alt sind und bereits in der Kindheit an diesem Syndrom gelitten haben. Normalerweise verschwindet das Syndrom nach der Geburt wieder. Allerdings gibt es auch Frauen, die nach der Entbindung weiterhin an dieser Essstörung leiden.

Pica-Syndrom - schwangere Frau

Die Ursachen für dieses Syndrom während der Schwangerschaft

Obwohl bisher keine eindeutigen Ursachen für die Entstehung des Pica-Syndroms identifiziert werden konnten, gibt es hierüber einige Hypothesen. Es wird vermutet, dass dieses ungewöhnliche Verlangen mit tieferliegenden physischen oder psychischen Problemen zusammenhängen könnte.

Möglicherweise entsteht das Pica-Syndrom aufgrund von Ängsten und Angststörungen. Darüber hinaus gibt es Studien, die einen Zusammenhang zwischen dem Syndrom und einem Mangel an Eisen und anderen Vitaminen und Mineralstoffen vermuten.

Diese Studien besagen, dass Frauen, die unter einer Anämie leiden, dazu neigen, Eis zu essen. Wenn diese Frauen den Eisenmangel beheben, wird dies zur Abschwächung des Syndroms beitragen. Wenn schwangere Frauen unter einem Calcium- oder Zinkmangel leiden, versuchen sie möglicherweise, dieses Defizit durch Substanzen, die Calcium oder Zink enthalten, auszugleichen und zu beheben.

Das Pica-Syndrom während der Schwangerschaft und mögliche Konsequenzen

Der Verzehr von Substanzen ohne Nährwert ist sowohl für dich als auch dein Baby sehr schädlich. Während das Eisessen relativ harmlos ist (obwohl es deine Zähne schädigen kann), kann der Verzehr anderer Substanzen ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen.

75 % aller Patientinnen, die am Pica-Syndrom leiden, müssen sich einem chirurgischen Eingriff unterziehen. Außerdem treten bei 30 % verschiedenste Komplikationen auf und 11 % der Patientinnen versterben sogar infolge der Störung oder aufgrund der indirekten Konsequenzen daraus.

Zu den häufigsten Komplikationen, die aufgrund des Pica-Syndroms auftreten, gehören Darmobstruktionen. Außerdem kann Pica zu Vergiftungen, Infektionen und Parasitenbefall führen. Darüber hinaus besteht bei schwangeren Frauen ein erhöhtes Risiko von Frühgeburten.

Der Verzehr ungeeigneter und ungenießbarer Dinge und Substanzen führt in viele Fällen dazu, dass der Körper die Nährstoffe aus Lebensmitteln nicht mehr ausreichend absorbieren kann. Infolgedessen leiden sehr viele Patientinnen unter Nährstoffmangel.

Vorbeugung und Behandlung des Pica-Syndroms

Wenn jemand unter dem Pica-Syndrom leidet, ist schnelles Handeln sehr wichtig. Dadurch kann das schädliche Verhalten frühzeitig verändert und verhindert werden, bevor sich eine tägliche Gewohnheit entwickeln kann. Sobald sich eine tägliche Gewohnheit daraus entwickelt hat, ist es weitaus schwerer, dieses Verhalten zu verändern.

Pica-Syndrom - schwangere Frau beim Arzt

Frauen, die am Pica-Syndrom leiden, sollten ihren Arzt umgehend darüber informieren. Auf diese Weise kann der Arzt die erforderlichen Untersuchungen durchführen, um das Ausmaß der Erkrankung zu bestimmen. Darüber hinaus wird er untersuchen, welche Substanzen und Gegenstände die Frau bereits eingenommen und verzehrt hat.

Außerdem wird der Arzt feststellen, ob die Frau ausreichend mit Eisen und anderen Vitaminen und Mineralstoffen versorgt ist. Wenn ein Mangel festgestellt wird, kann er die erforderlichen Nahrungsergänzungsmittel verordnen.

In einigen Fällen ist darüber hinaus eine medikamentöse Behandlung mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs) erforderlich. Wenn das Pica-Syndrom durch Stress oder Depressionen ausgelöst wurde, sind diese Medikamente sehr wirksam.

Darüber hinaus ist es unbedingt erforderlich, einen Psychologen aufzusuchen und sich einer Therapie zu unterziehen. Bestens geeignet ist die kognitive Verhaltenstherapie. Sie hilft den Patienten, die Kontrolle über ihre Impulse und das zwanghafte Essverhalten zu erlernen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.