Was ist die Feynman-Methode zum besseren Lernen?

Hast du schon einmal von der Feynman-Methode gehört? In diesem Artikel erzählen wir dir, um was es sich dabei handelt. Denn diese Technik ist sehr effektiv, sowohl zum Lernen als auch zum Lehren. Diese Methode hilft dir als Schüler oder Schülerin bzw. Student oder Studentin, um schneller und besser zu lernen.
Was ist die Feynman-Methode zum besseren Lernen?
Azucena Fernández

Geschrieben und geprüft von der Grundschulpädagogin Azucena Fernández.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Ganz kurz gesagt: Die Feynman-Methode ist ein einfacher Ansatz für selbstgesteuertes Lernen. Es ist eine Gedächtnistechnik in fünf Schritten. Dabei bewirkt jeder Schritt, dass das Gehirn auf unbewusste Weise den zu lernenden Stoff allmählich aufnimmt.

Benannt ist diese Methode nach Richard Feynman, einem US-amerikanischen Physiker. Dieser war unter anderem am so genannten Manhattan-Projekt beteiligt, einem militärischen Forschungsprojekt zur Entwicklung und zum Bau einer Atombombe. Er hatte auch Erfahrung darin, genau das zu tun, was man erwarten würde: Nämlich sich selbst komplizierte Ideen und Konzepte beizubringen.

Wer war Richard Feynman?

Im Alter von 15 Jahren hatte Feynman unter anderem bereits fortgeschrittene Algebra, Trigonometrie, Differential- und Integralrechnung gelernt. Er war noch nicht mal Student an der Universität, da führte er schon hoch komplizierte mathematische Experimente durch und entwickelte seine eigene Schreibweise dafür.

Er war ein großer theoretischer Physiker und erhielt für seine Arbeit zur Quantenelektrodynamik (QED) 1965 den Nobelpreis. Außerdem war er Professor für Theoretische Physik an der Technischen Hochschule Kaliforniens, dem California Institute of Technology, besser bekannt als Caltech.

Als Professor erlangte er große Beliebtheit bei den Studierenden. Denn er ermöglichte es ihnen, auch die komplexesten physikalischen Theorien zu verstehen; und zwar dadurch, dass er diese mit einer einfachen und sehr verständlichen Sprache zu vermitteln wusste. Dadurch konnten seine Schüler und Schülerinnen alles sehr gut verstehen. So entstand die Feynman-Methode, eine Technik, die man sowohl auf das Lernen als auch auf das Lehren anwenden kann.

Junger Mann vor einer Wand mit Merkzetteln

Es gibt einen Unterschied zwischen “etwas wissen” und “den Namen von etwas wissen”. Genau hier spielt das Verständnis eine entscheidende Rolle. Denn um etwas wirklich zu verstehen, muss man in der Lage sein, es kurz und präzise zu erklären.

Die Feynman-Methode und ihr Ansatz zum Lernen besagt Folgendes: Wenn man einem Kind etwas nicht erklären kann, dann versteht man es wahrscheinlich selber auch nicht richtig. Wenn du jedoch in der Lage bist, einen Sachverhalt oder ein Konzept kurz und bündig zu erklären, wirst auch du selber zu einem richtigen Verständnis gelangen.

Die 5 Schritte der Feynman-Methode

Wähle das Thema aus, das du lernen möchtest

Beginne damit, das genaue Konzept, das du lernen oder lehren möchtest, zu klären und zu definieren. Dazu schreibst du es auf ein leeres Blatt Papier. Je spezifischer du dabei bist, desto klarer und effizienter kann der Rest des Lernprozesses sein.

Feynman-Methode: Erkläre das Thema auf möglichst einfache Weise

Jetzt schreibst du in möglichst einfacher Sprache eine Erklärung zu deinem Thema. So als ob du den Stoff jemandem beibringen wolltest, der noch nie etwas davon gehört hat. Dabei ist es völlig in Ordnung, wenn du zunächst eine eher umfassende Erklärung zu Papier bringst. Diese kannst du dann mit jedem Mal etwas präziser formulieren.

Dabei ist zu beachten: Es reicht nicht aus, hier nur allgemeine oder oberflächliche Formulierungen zu verwenden, um “Verständnis” zu demonstrieren. Denn dieser Schritt ist nur der Ausgangspunkt, von dem aus man mit der eigentlichen Arbeit beginnen kann. Und diese wird zum richtigen Verständnis führen.

Schließe deine Wissenslücken

Wenn du merkst: Du kannst das Thema oder einen bestimmten Sachverhalt davon nicht vollständig erklären, so lies noch einmal deine Aufzeichnungen und recherchiere zu den offenen Fragen. Dazu kannst du auch noch einmal auf das Ausgangsmaterial zurückgreifen. Solange, bis du dich mit deiner Erklärung mehr oder weniger sicher fühlst.

Außerdem kannst du jede Art von Informationen verwenden, die du zur Verfügung hast. Also z.B. auch kuriose Daten oder Bilder und Grafiken. Verwende deine Notizen, Bücher und suche auch im Internet. Alles, was dir hilft, dein Verständnis für das Thema zu verbessern und neue Erkenntnisse zu gewinnen, ist geeignet.

Es ist wichtig, dass du diesen Schritt gut ausarbeitest und dass du das zu behandelnde Thema umfassend erfasst. Der Erfolg der Feynman-Methode hängt davon ab, dass dieser Punkt korrekt und vollständig durchgeführt wird.

Neues Wissen dokumentieren und klären

In dem Maße, in dem du neues Wissen erwirbst, solltest du über diese neuen Erkenntnisse reflektieren und sie auch dokumentieren. Insbesondere, in welcher Weise sie dein Verständnis verändert haben.

Mädchen lernt am Computer mit Feynman-Methode

Vorteilhaft kann die Erstellung von Bildern, Concept Maps oder allem, was dir sonst noch hilft, sein. Denn so kannst du  dein eigenes Denken klären. Kurz gesagt, du versuchst, mit Genauigkeit und Präzision zu einem mehr oder weniger vollständigen Verständnis des Themas zu gelangen.

Nach und nach wird sich so dein Verständnis des Themas ändern und vertiefen und dementsprechend muss sich das auch in deiner Erklärung widerspiegeln. Denn so gelangst du zu einem immer besseren Verständnis des Themas. Auch der Lernprozess selbst wird dadurch sozusagen erhellt (was wiederum zum Erlernen neuer Dinge führen kann).

Feynman-Methode: Erneut die Erklärung des Themas vereinfachen

Mit diesem Schritt wirst du merken, ob du bereits gelernt hast, was du dir vorgenommen hast. In diesem Schritt nimmst du also die ganze Informationen, die du schon angesammelt hast und schreibst erneut die Erklärung auf. Versuche, sie so einfach wie möglich zu halten. Mit ganz alltäglicher Sprache.

Und versuche nun, tatsächlich einen Vortrag darüber zu halten. Sprich also laut, auch wenn du allein bist. Aber so, als würdest du das Thema einem kleinen Kind nahebringen wollen. Dabei ist jedes Beispiel geeignet, das dafür dienen könnte, dass ein Kind es versteht.

Indem du diese einfachen Schritte der Feynman-Methode befolgst, kannst du dein Wissen über jedes Thema vom ersten Tag an erweitern. Darüber hinaus hast du auch noch die Möglichkeit, es jedem auf eine verständliche und klare Weise zu erklären.


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  • Gleick, James. (1993). Genius: The life and science of Richard Feynman. Vintage.

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