Wie kannst du die Zeichnungen deiner Kinder interpretieren?

Welche versteckten Bedeutungen haben die Zeichnungen deiner Kinder? Was können wir daraus über ihren Charakter und ihr Wohlbefinden lernen?
Wie kannst du die Zeichnungen deiner Kinder interpretieren?
María Alejandra Castro Arbeláez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin María Alejandra Castro Arbeláez.

Letzte Aktualisierung: 21. Oktober 2018

Von den ersten einfachen Skizzen bis hin zu komplexen Kunstwerken: Die Zeichnungen unserer Kinder spiegeln Merkmale ihrer Persönlichkeit, ihrer Ängste und Emotionen wider und zeigen uns mehr von ihrer Weltsicht.

Was bedeuten die Zeichnungen deiner Kinder? Wie kannst du sie interpretieren? In diesem Artikel erfährst du mehr darüber.

Die verschiedenen Phasen von Kinderzeichnungen

Ein Jahr alt

In diesem Alter haben Kinder noch nicht die Absicht oder Fähigkeit, Formen, Figuren oder Objekte in ihren Zeichnungen darzustellen.

Trotzdem können wir darin bereits einige frühe Anzeichen für das Temperament und den emotionalen Zustand des Kindes erkennen.

Zwei Jahre alt

Wenn ein Kind zwei Jahre alt ist, dann ist es in der Regel bereits dazu in der Lage, seinen Kritzeleien etwas mehr Form zu geben. Nun zeichnen es nicht mehr nur wirre Striche. Es sind bereits Formen und Konturen in den Bildern erkennbar.

Dies können die ersten Versuche deines Kindes sein, Objekte aus dem wirklichen Leben zu zeichnen und mit verschiedenen Farben zu experimentieren.

Drei Jahre alt

In dieser Phase wirst du Formen erkennen können, die man als Objekte oder Personen identifizieren kann.

Mit drei Jahren versuchen Kinder, in ihren Zeichnungen Situationen, Charaktere und Emotionen darzustellen, die sie kennen.

In diesem Alter können auch die ersten Skizzen von menschlichen Figuren auftauchen, sowie viele andere Formen.

Fünf Jahre alt

Was kannst du in den Zeichnungen deiner Kinder erkennen?

Zu diesem Zeitpunkt sind die kognitiven Strukturen deines Kindes bereits etwas ausgereifter. Seine Zeichnungen sind dabei nur ein Weg, auf dem wir erahnen können, welche riesigen Fortschritte es macht.

Nun sollte man menschliche Figuren ganz klar erkennen können. Meistens haben sie einen Kopf, einen Körper, sowie Arme und Beine.

In diesem Alter können wir einen weiteren Aspekt ihrer Entwicklung identifizieren: Die Unterscheidung von Personen in ihren Zeichnungen.

Das bedeutet, dass ein Kind auf einem Bild verschiedene Figuren malen kann und diese auch anhand ihrer unterschiedlichen Merkmale kennzeichnet und unterscheidet.

Dieses Detail ist ein wichtiges Kennzeichen, an dem wir die Kreativität eines Kindes erkennen können und die Fähigkeit, seine Umwelt zu beobachten.

Sechs Jahre alt

Ab diesem Alter wird sich der Zeichenstil deines Kindes immer mehr festlegen. Seine Kunstwerke werden nun zu einem weiteren Mittel der Kommunikation.

Zeichnen ist ein kreatives Medium, das Kindern ermöglicht, das komplexe Netz von Empfindungen und Emotionen in ihrem Kopf zu reflektieren und darzustellen.

Kunstwerke von Kindern öffnen uns ein Fenster, um ihre Emotionen und Denkweisen besser zu verstehen.

Nun treten Figuren und Objekte auf den Bildern in Interaktion. Dein Kind sollte nun in der Lage sein, Gegenstände nicht nur einzeln, sondern auch als Teil einer Szene oder einer bestimmten Situation darzustellen.

Was kannst du über dein Kind aus seinen Zeichnungen lernen?

Was kannst du in den Zeichnungen deiner Kinder erkennen?

Kinderzeichnungen enthalten versteckte Hinweise, die Eltern dabei helfen können, zu verstehen, was in den Köpfen ihrer Sprösslinge vor sich geht. Dabei ist es jedoch wichtig zu berücksichtigen, dass dies keine exakte Wissenschaft ist.

Die wichtigsten Aspekte, auf die du achten solltest, sind:

Wie hält dein Kind den Stift?

Dies ist eines der wichtigsten Anzeichen, auf die du achten solltest: Wie hält dein Kind den Malstift oder Pinsel fest?

Eine lockerere Haltung kann bedeuten, dass das Kind entspannt ist, während ein fester Griff ein Zeichen für Anspannung und Nervösität ist.

Die Größe der Zeichnungen

Die Größe der Zeichnungen kann etwas darüber aussagen, ob das Kind tendenziell eher extrovertiert oder introvertiert ist.

Kinder, die schüchtern sind und weniger Selbstwertgefühl haben, neigen dazu, kleine Zeichnungen anzufertigen. Diejenigen, die jedoch optimistischer und aufgeschlossener sind, werden mit ihrer Kunst mehr als die Hälfte des Blattes füllen.

Die Ausrichtung der Zeichnungen

Normalerweise sagt man, dass die Tendenz, das Blatt am liken Seitenrand zu füllen, auf Introversion und Distanz hinweist, während das Zeichnen zum rechten Seitenrand hin Kommunikation und Extrovertiertheit bedeutet.

Die Platzierung der Zeichnungen

Wenn sich die Zeichnung weiter oben auf der Seite befindet, kann dies eine Tendenz zum Fantasieren widerspiegeln.

Kinder, die am unteren Rand des Blattes zeichnen, brauchen dagegen Sicherheit und sind realistisch in ihrem Denken.

Zeichnungen auf der rechten Seite sind typisch für extrovertierte Kinder, die in die Zukunft blicken, während die linke Seite Hemmungen und Verschlossenheit bedeutet.

Kinder, die in der Mitte der Seite zeichnen, zeigen eine gute Selbstkontrolle und sind realistisch und objektiv.

Art der Linienführung

  • Druck: Wenn das Kind den Stift oder Buntstift sehr hart und verkrampft führt, kann dies ein Zeichen von Aggressionen oder Impulsivität sein. Eine sehr leichte, schwach gezeichnete Linie kann Schüchternheit oder Hemmungen aufzeigen.
  • Form: Gerade Linien sind typisch für aggressive Persönlichkeiten, zeigen aber auch, dass ein Kind die Kontrolle über seine Emotionen hat. Gekrümmte Linien sind ein Anzeichen für einen weicheren, lieblicheren Charakter.
  • Kontinuität: Wenn Linien unterbrochen werden, kann dies auf Unsicherheit oder Schwierigkeiten im Umgang mit Anderen hinweisen. Wenn Linien kontinuierlich gezogen sind, zeigt dies, dass das Kind sich sicher und aufgeschlossen fühlt und keine Probleme damit hat, sozial zu sein.

Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.

-Pablo Picasso-

Schattierungen

Die Schattierung ist eine Technik, die einige Experten als Anzeichen von Stress oder Angst in Kinderzeichnungen interpretieren.

Wegradieren

Wenn ein Kind das, was es gezeichnet hat, häufig wieder wegradiert, ist dies ein Anzeichen von Unsicherheit.

Symmetrie

Ein Mangel an Symmetrie kann zeigen, dass sich das Kind unsicher fühlt oder nicht angepasst ist.

Farbwahl

Die Auswahl der Farben ist ein weiteres Mittel, mit dem ein Kind seine Gefühle in seinem Kunstwerk ausdrücken kann. Wenn es viele Farben verwendet, zeugt dies von Freude, Neugierde und Motivation.

Kinder, die immer die gleichen Farben auswählen, zeigen damit ein gewisses Maß an Unsicherheit.

Ein Kind, das gereizt ist, mischt wiederum zu viele Farben an und malt sie alle übereinander – solange, bis sie fast nicht mehr auseinander zu halten sind.

Ein nachdenkliches, sentimentales Kind mag vor allem kalte und dunkle Töne, während ängstliche Kinder dazu neigen, ihren Kunstwerke gar keine bunten Farben zu verleihen.

Kinder mit obsessiven Neigungen malen sehr sorgfältig aus und übermalen dabei nie die Linien.


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