Wenn Kinder beim kleinsten Anlass wütend werden

Es gibt Kinder, die in beinahe jeder Situation und beim geringsten Anlass wütend werden. In diesen Fällen ist es wichtig, dass Eltern lernen, den Kindern die Fürsorge und Aufmerksamkeit zu geben, die sie brauchen.
Wenn Kinder beim kleinsten Anlass wütend werden
Sara Sanchis

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sara Sanchis.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Wenn Kinder über alles und jeden wütend werden, dann ist das oft ein Anzeichen für tieferliegende Probleme. Daher ist es sehr wichtig, dass du ihnen besondere Fürsorge und Aufmerksamkeit schenkst und ihnen dabei hilfst, diese Probleme zu bewältigen. In unserem heutigen Artikel werden wir uns mit diesem Thema eingehender beschäftigen.

Wut

Wut ist eine der 8 Emotionen, die in der Psychologie als Basisemotionen von Menschen bezeichnet werden. Dazu zählen Freude, Vertrauen, Angst, Überraschung, Trauer, Vorfreude, Ekel und Wut. Die letzte Emotion entsteht, wenn jemand mit einer bestimmten Situation nicht einverstanden oder unzufrieden ist.

Wenn diese Emotionen bei Kindern auftreten, dann erleben die Kleinen sie in der Regel sehr intensiv. Grundsätzlich ist es nicht schlimm, wenn Kinder wütend sind oder Ärger empfinden. Allerdings kann daraus ein Problem entstehen, wenn das Verhalten, das diese Wut hervorruft, schädlich wird oder sehr häufig auftritt.

Kinder, die beim kleinsten Anlass wütend werden

Wenn wir uns einen Moment Zeit nehmen und ganz genau überlegen, was kurz vor dem Wutausbruch des Kindes geschehen ist, können wir häufig die Gründe dafür identifizieren, warum das Kind wütend geworden ist. Eine unerwartete Antwort, ein nicht erfüllter Wunsch, Mangel an Aufmerksamkeit oder Zuwendung, Neid und Eifersucht usw. All dies können Auslöser dafür sein, dass ein Kind wütend wird.

wütend - Mädchen

Es ist sehr wichtig, diesen Fällen besondere Aufmerksamkeit zu schenken, denn eine permanente Wut ist weder normal noch gesund. Daher müssen wir als Eltern damit beginnen, die persönliche Situation unseres Kindes genau zu analysieren.

Ob wir dies alleine oder mit Hilfe eines Therapeuten tun, hängt vom Einzelfall ab. Wichtig ist, dass diese genaue Beobachtung und Analyse der Situation dazu beitragen wird, dass wir die Ursachen dafür erkennen können, die diese frustrierte Reaktion unseres Kindes bewirkt.

Welche Ursachen kann es haben, wenn Kinder permanent wütend werden?

Es gibt verschiedene mögliche Ursachen für permanente Wutgefühle:

  • Eine aktuelle Stresssituation: Die Geburt eines Geschwisterchens, eine Scheidung, der Beginn des neuen Schuljahres, schulischer Leistungsdruck usw.
  • Eine Situation, in der permanenter (und oftmals normalisierter) physischer oder psychischer Missbrauch erfolgt. Diese Erfahrungen führen zu zwei unterschiedlichen Reaktionen bei Kindern: erlernte Wehrlosigkeit oder Angriff. Im zweiten Fall drücken Kinder so die Wut aus, die in ihnen aufgrund des Missbrauchs entsteht. Darüber hinaus kann es passieren, dass sie in jeder Situation, die sie als bedrohlich empfinden, gleichermaßen reagieren.
  • Missbrauchs- oder Stresssituationen, die die Mutter während der Schwangerschaft oder in den frühen Jahren der Kindererziehung erlebt hat. Diese Erfahrungen führen zu emotionaler Taubheit und automatischem Vertrauensverlust bei Kindern. Daher neigen diese Kinder dazu, sich in Situationen, die sie als bedrohlich und feindlich empfinden, zu schlagen oder handgreiflich zu werden.
  • Frustration und Wut als Muster in der Familie. Kinder lernen, indem sie die Verhaltensweisen ihres Umfeldes imitieren. Wenn sich ihre Vorbilder in der Familie wütend und frustriert verhalten, lernen die Kinder dadurch, sich ebenfalls so zu verhalten. Außerdem zeigen sie dieses Verhalten dann auch in allen anderen Situationen, in denen sie sich unwohl fühlen.
  • Andere Faktoren.

Für das Wohlergehen dieser Kinder ist es sehr wichtig, dass die Erwachsenen die Gründe und Ursachen dafür eruieren, die zu der starken Wut der Kinder führen. Und dann ist es natürlich unbedingt erforderlich, Maßnahmen zu ergreifen, um diese Ursachen zu beheben und die Situation zu verbessern.

Wie kannst du deinem Kind helfen, wenn es andauernd wütend wird?

Um in diesen Fällen wirksame Maßnahmen zu ergreifen, ist es wichtig, dass das gesamte Umfeld der Kinder zusammenarbeitet. Das betrifft insbesondere die Familie und die Schule. Beide Parteien müssen zusammenarbeiten und verschiedene Maßnahmen und Strategien koordinieren, die dem Kind bei der Bewältigung ihres oder seines Problems helfen. Daher wird in der Regel folgendes Vorgehen empfohlen:

wütend - Mutter und Tochter im Gespräch

  • Ruhiges und respektvolles Verhalten. Durch dieses Verhalten kannst du deinen Kindern vorleben, dass es alternative Möglichkeiten gibt, mit schwierigen Situationen umzugehen. Wenn du selber wütend wirst, wirst du die Wut deines Kindes nur weiter verstärken.
  • Darüber hinaus solltest du Interesse an deinem Kind und seinen oder ihren Gefühlen zeigen. Höre dir an, wie dein Kind die Situation interpretiert. Dadurch wirst du das Verhalten deines Kindes und auch dessen Ursachen besser verstehen. Außerdem erhälst du wertvolle Hinweise darauf, wie du dein Kind bestmöglich unterstützen und begleiten kannst.
  • Zeige deinem Kind gesündere und respektvollere Reaktionsmöglichkeiten auf und ermutige es, diese auch umzusetzen. Bringe ihm beispielsweise Atem- und Entspannungstechniken bei. Außerdem kannst du mit deinem Kind einen Gegenstand aussuchen, an dem es seinen Ärger auslassen kann. Darüber hinaus kann es hilfreich sein, mit deinem Kind Geschichten zu lesen, die sich mit diesem Thema beschäftigen.
  • Setze und kommuniziere klare Grenzen. Wenn Kinder ihren Ärger ausdrücken, ist dies grundsätzlich in Ordnung. Allerdings ist es nicht akzeptabel, wenn sie andere verletzen oder das Eigentum anderer zerstören.

Was kannst du noch tun?

  • Verstärke das emotionale Selbstbewusstsein der Kinder. Wenn es Kindern gelingt, zu reagieren, ohne dabei wütend zu werden, dann ist es sehr wichtig, dass du dieses Verhalten positiv verstärkst. Ermutige sie dazu, zu beobachten, wie sie sich dabei fühlen. Frage sie auch, wie sie sich fühlen, wenn sie wütend sind und bitte sie darum, diese Gefühle zu vergleichen.
  • Beobachte, welche Situationen dazu führen, dass dein Kind wütend wird und versuche, diese zu vermeiden. Wenn dennoch eine derartige Situation entsteht, solltest du dein Kind an die alternativen Verhaltensweisen erinnern, die ihr zuvor geübt habt. So wird dein Kind allmählich das neue Verhalten verinnerlichen.
  • Stärke das Einfühlungsvermögen deiner Kinder. Wenn Kinder ihre Wut ausdrücken, indem sie andere verletzen, dann ist es sehr wichtig, dass du ihnen Empathie beibringst. Da diese Kinder verstehen müssen, wie andere Menschen sich aufgrund ihrer Wut fühlen, kannst du sie mit folgenden Fragen zum Nachdenken bewegen: “Was glaubst du, wie X sich gerade fühlt?”,  “Fühlst du dich gut, wenn du X jetzt so siehst?”. 

Abschließende Gedanken

Es ist sehr wichtig, dass das Umfeld regulierend eingreift, wenn Kinder beim kleinsten Anlass wütend werden. Dabei ist diese Intervention nicht nur entscheidend dafür, dass Kinder lernen, sich an ihr Umfeld anzupassen und zu integrieren. Sie sorgt auch für Frieden in der Familie, bei den Lehrern und Klassenkameraden.

Außerdem kannst du vermeiden, dass dein Kind größere und langfristige Probleme bekommen wird, die mit mangelnder emotionaler und sozialer Anpassungsfähigkeit zusammenhängen.

Durch die richtige Intervention werden die Kinder in die Lage versetzt, besser mit ihren Emotionen umgehen zu können. Darüber hinaus erlernen sie, Wege zu finden, auftretende Probleme zufriedenstellend und erfolgreich zu lösen. Wenn sie Frustrationen erleben, werden sie nicht mehr automatisch wütend reagieren. Dies wirkt sich auch positiv auf ihre psychische Gesundheit aus.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Gutman, Laura. (2008): Crianza. Violencias invisibles y adicciones. Barcelona. Integral
  • Serrano Hortelano Xavier. (2011): Profundizando en el Diván Reichiano. La Vegetoterapia en la Psicoterapia Caracterioanalítica. Madrid. Biblioteca Nueva

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.