Antibiotika: Die Gefahren der übermäßigen Verabreichung an Säuglinge und Kinder
Über die möglichen Gefahren eines übermäßigen Einsatzes von Antibiotika bei Säuglingen und Kindern ist schon viel gesagt worden. Es ist ein kontroverses und sich ständig weiterentwickelndes Thema, das die Art und Weise, wie einige Krankheiten heute behandelt werden, bestimmt hat.
Letztendlich ist die Wissenschaft sich darüber im Klaren: Wenn man mit der Verabreichung von Antibiotika nicht vorsichtig umgeht, hat dies nicht nur individuelle, sondern auch globale negative Folgen.
Deshalb erklären wir heute, was diese Folgen sind und was man tun kann, um sie zu vermeiden.
Was bedeutet es, wenn wir vom übermäßigen Einsatz von Antibiotika sprechen?
Der übermäßige Einsatz von Antibiotika bei Säuglingen und Kindern hängt damit zusammen, dass diese Medikamente wahllos und ohne medizinische Indikation zum Einsatz kommen.
Wenn Kinder mit einem banalen Gesundheitsproblem konfrontiert werden (in der Regel Atemwegs- oder Magen-Darm-Beschwerden), bieten ihnen Eltern oft leicht zugängliche Mittel an. Auch wenn dies auf früheren Erfahrungen und einigen zuverlässigen Informationen aus dem Internet beruht, ist die einzige Person, die ausgebildet und befugt ist, derartige Medikamente zu verschreiben, der Arzt oder die Ärztin.
Das Hauptproblem bei der Selbstmedikation ist, dass der Kauf und Verkauf von Antibiotika vielerorts schlecht geregelt ist. Außerdem neigen viele Haushalte aus verschiedenen Gründen dazu, Medikamente auf Vorrat zu kaufen. Zum Beispiel, um Arztbesuche zu vermeiden, aus wirtschaftlichen Gründen oder wegen einer möglichen Verknappung.
Wann ist es sinnvoll, Antibiotika bei Säuglingen und Kindern einzusetzen?
Antimikrobielle Mittel oder Antibiotika sind Medikamente, die heutzutage weit verbreitet sind. Wie der Name schon sagt, werden sie eingesetzt, um Mikroorganismen zu beseitigen, die einen infektiösen Prozess verursachen. An dieser Stelle ist es wichtig, einige Klarstellungen vorzunehmen:
- Die Mikroorganismen, die beim Menschen Krankheiten verursachen können, sind sehr vielfältig. Im Allgemeinen gehören dazu Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten. Jeder von ihnen hat seinen eigenen pathologischen Mechanismus, der von Art zu Art sehr unterschiedlich ist.
- Antibiotika sind nur gegen bakterielle Infektionen wirksam. Mit anderen Worten: Sie sind nicht geeignet, um virale Infektionen zu heilen.
Eine der größten diagnostischen Herausforderungen für Fachleute ist die Bestimmung der wahrscheinlichsten Infektionsursache anhand der klinischen Symptome der Kinder.
Wenn Eltern oder Betreuungspersonen keine medizinischen Kenntnisse haben, können sie nicht zwischen bakteriellen und viralen Infektionen unterscheiden. Infolgedessen ist es wahrscheinlich, dass sie ihren Kindern grundlos ein Antibiotikum verabreichen. Ein deutliches Beispiel dafür ist die virale Rachenentzündung, die oft für eine Halsentzündung (oder eine bakterielle Infektion) gehalten wird, auch wenn die diagnostischen Kriterien nicht erfüllt sind.
Die Gefahren des übermäßigen Einsatzes von Antibiotika bei Säuglingen und Kindern
Von der berüchtigten antimikrobiellen Resistenz bis hin zur Entwicklung von allergischen Erkrankungen – die Risiken des übermäßigen Einsatzes dieser Medikamente sind vorhanden und sollten bedacht werden. Im Folgenden erläutern wir einige der negativen Folgen dieser Praxis, die alles andere als harmlos ist.
1. Bakterielle Resistenzen nehmen zu
In den letzten Jahren haben sich internationale Gesundheitsorganisationen intensiv bemüht, auf dieses globale Problem aufmerksam zu machen. Darauf weist die Weltgesundheitsorganisation (WHO ) in einer ihrer Veröffentlichungen hin.
Bakterien haben von Natur aus eine Reihe von Mechanismen entwickelt, um sich gegen die Wirkung bestimmter, für sie tödlicher Substanzen wie Antibiotika zu wehren. Das Erstaunlichste daran ist, dass die Resistenz gegen diese Medikamente umso größer wird, je häufiger sie eingesetzt werden.
Antibiotika haben die Sterblichkeit bei vielen Krankheiten wie Lungenentzündung oder Hirnhautentzündung stark reduziert. Diese Krankheiten lassen sich heute bei frühzeitiger Krankenhauseinweisung und rechtzeitiger Behandlung leicht heilen.
Allerdings geht man inzwischen davon aus, dass die Bakterien mit der Zeit immer unempfindlicher gegen die heutigen Antibiotika werden. Selbst bei dem derzeitigen Tempo der Pharmaindustrie ist es mehr als wahrscheinlich, dass viele der häufigsten Infektionskrankheiten sich innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer echten Bedrohung für die Menschheit entwickeln, weil es keine Heilung mehr für sie gibt.
2. Der übermäßige Einsatz von Antibiotika wirkt sich negativ auf die Darmmikrobiota aus
Die Darmmikrobiota ist die Gesamtheit der Bakterien, die das Verdauungssystem natürlicherweise bewohnen. Unter normalen Bedingungen besteht ein Gleichgewicht zwischen den für den Menschen nützlichen Bakterien, das die Entwicklung pathogener Bakterien verhindert und viele Krankheiten in diesen Organen bekämpft.
Es gibt zahlreiche Situationen, die zu einer Veränderung der Darmmikrobiota führen können, darunter der Missbrauch von Antibiotika bei Säuglingen und Kindern. Diese Substanzen unterscheiden nicht, welche Mikroorganismen sie eliminieren, was zu erheblichen Gesundheitsproblemen im Magen-Darm-Bereich führen kann.
Eine in Gut Microbes (2021) veröffentlichte Studie kam zu dem Schluss, dass der Einsatz von Antibiotika die Vielfalt der Bakterien in der Mikrobiota verringert und mit einem Prozess verbunden ist, der als Darmdysbiose bezeichnet wird. Dieses Phänomen begünstigt das Wachstum von pathogenen Mikroorganismen wie E. coli und Shigella.
3. Antibiotikamissbrauch erhöht die Wahrscheinlichkeit, Allergien zu entwickeln
In einer in Annals of Allergy, Asthma & Immunology (2017) veröffentlichten Forschungsarbeit wurden Krankenakten eines Krankenhauses in Tokio untersucht und ein interessanter Zusammenhang zwischen dem frühen Einsatz von Antibiotika und der Entwicklung bestimmter Krankheiten festgestellt.
Die Forscherinnen und Forscher stellten fest, dass die untersuchte Population (diejenigen, die in den ersten zwei Lebensjahren antimikrobiellen Mitteln ausgesetzt waren) ein deutlich erhöhtes Risiko hatte, an Asthma, atopischer Dermatitis und allergischer Rhinitis zu leiden. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Krankheiten, die eng miteinander verbunden sind und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränken.
Im Zweifelsfall einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen
Wenn häufige Symptome im Kindesalter auftreten (wie Halsschmerzen, Fieber, Husten, Durchfall oder Probleme beim Wasserlassen), ist es am besten, so schnell wie möglich einen Kinderarzt oder eine Kinderärztin aufzusuchen, um die möglichen Ursachen abzuklären. Es ist wichtig zu wissen, ob die Behandlung der diagnostizierten Krankheit mit Antibiotika sinnvoll ist oder nicht.
Wenn du Zweifel an den von deinem Arzt oder deiner Ärztin verschriebenen Medikamenten hast, empfehlen wir dir, ihn oder sie über die Notwendigkeit der Einnahme von Antibiotika zu befragen, um die Gründe zu verstehen. Und auch, um zu wissen, was du beim nächsten Mal beachten musst, wenn etwas Ähnliches passiert.
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