Onychophagie bei Kindern: Was du wissen musst
Die Angewohnheit, im Kleinkindalter an den Nägeln zu kauen, wird als infantile Onychophagie bezeichnet. Es handelt sich um eine sehr häufige Störung in dieser Phase, die nicht ignoriert werden sollte.
Obwohl diese Angewohnheit bei Kindern oft als normal angesehen wird, hat sie tatsächlich negative Folgen für die Gesundheit. Deshalb ist es am besten, wenn die Angewohnheit nicht zu lange anhält.
Die Gründe, die dazu führen können, dass ein Kind sich das Nägelkauen angewöhnt, sind vielfältig. Wenn du mehr über die Ursachen und Auswirkungen von Onychophagie bei Kindern erfahren willst, lies einfach weiter! Darüber hinaus sagen wir dir, welche Maßnahmen du ergreifen kannst, um sie zu beheben.
Was ist Onychophagie?
Wie wir bereits erwähnt haben, ist infantile Onychophagie die Angewohnheit mancher Kinder, zwanghaft auf ihren Nägeln zu kauen oder zu knabbern. Obwohl dies oft als etwas angesehen wird, was bei kleinen Kindern zu erwarten ist, kann es in Wahrheit zu einer zwanghaften Handlung werden.
Onychophagie ist eine nervöse Angewohnheit, die normalerweise als Mechanismus zum Abbau von Angst, Langeweile oder Stress beginnt. Aber mit der Zeit wird die Handlung reflexartig und unbewusst und es wird schwierig, sie zu unterlassen.
Dieses Verhalten tritt normalerweise zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr auf. In der Regel klingt es ab diesem Alter auf natürliche Weise ab, bis es verschwindet. Aber manchmal verstärkt sich die Angewohnheit und beginnt, das Wohlbefinden des Kindes zu beeinträchtigen. Wenn dies der Fall ist, musst du rechtzeitig handeln.
Warum tritt Onychophagie bei Kindern auf?
Der Ursprung dieser Störung ist nicht mit Sicherheit bekannt und es gibt verschiedene Faktoren, die das Auftreten von Onychophagie bei Kindern begünstigen können. Der Versuch, die Ursache des Problems herauszufinden, ist bei der Planung des Vorgehens sehr hilfreich.
Onychophagie bei Kindern ist eine reflexartige Angewohnheit, die normalerweise durch einen Reiz ausgelöst wird, der bei dem Kind Nervosität oder Unsicherheit hervorruft. Das Nägelkauen im Angesicht einer negativen Emotion gibt dem Kind ein scheinbares Gefühl der Beruhigung. Infolgedessen wiederholt es das Verhalten und kann es irgendwann nicht mehr abstellen.
Hier sind einige der Faktoren, die zu dieser Angewohnheit führen können:
- Situationen, die bei dem Kind Angst, Anspannung oder Frustration hervorrufen
- Stress oder schwierige Situationen, die es zu bewältigen gilt: Schulwechsel, Umzug in eine neue Wohnung, die Ankunft eines jüngeren Geschwisters, der Tod eines Verwandten, die Trennung der Eltern, etc.
- Ängste oder Sorgen
- Körperliche oder emotionale Situationen wie Langeweile oder Müdigkeit
- Zwanghafte Störungen oder Manien: Sich wiederholende Handlungen in bestimmten Situationen, wie z. B. Fernsehen, Videospiele oder Lesen
- Verlust des Selbstwertgefühls
- Nachahmung: Das Kind kopiert die Angewohnheit, die es bei einem anderen Familienmitglied beobachtet
Folgen der Onychophagie bei Kindern
Abgesehen von dem ästhetischen Problem, das durch die sichtbaren Verletzungen an den Fingern entsteht, hat das Nägelkauen weitere negative Folgen für die Entwicklung, die Gesundheit und das Selbstwertgefühl des Kindes.
Veränderungen an den Händen
Ständiges und wiederholtes Nägelkauen verursacht Mikrotraumata am Nagelbett und beeinträchtigt das gesunde Nagelwachstum. Oftmals sieht man Finger mit abgebrochenen Nägeln, die in verschiedenen Schichten oder ungleichmäßig wachsen.
Eingewachsene, verformte Nägel und Verletzungen der Nagelhaut sind ebenfalls recht häufig. Das Auftreten von Warzen oder Hängenägeln an den Fingern ist eine weitere Folge der kindlichen Onychophagie.
Anfälligkeit für Infektionen
Die Angewohnheit, die Hände häufig in den Mund zu nehmen, prädisponiert das Kind für bakterielle Infektionen. Die Tatsache, dass sich unter den Nägeln häufig potenziell krankheitserregende Bakterien wie Salmonellen oder Escherichia coli befinden, bedeutet, dass sie beim Nägelkauen in den Körper gelangen können. Darüber hinaus kann diese Angewohnheit auch zu parasitären Infektionen führen.
Lokale Infektionen rund um die Nägel sind bei diesen Kindern ebenfalls recht häufig. Eine Nagelbettentzündung oder Paronychie ist eines der häufigsten und sehr schmerzhaften Beispiele.
Auch die ständige Feuchtigkeit an den Fingern durch die Gewohnheit, sie zum Mund zu führen, und die Schwächung der äußeren Hautschichten begünstigen die Vermehrung von Pilzen. Sie entwickeln sich im Nagelbett, unter den Nägeln, und sind recht schwer zu behandeln.
Orale Probleme
Regelmäßiges und langes Kauen auf den Nägeln kann zur Abnutzung der Zähne führen. Das häufige Auftreffen des Nagels auf die Zahnoberfläche führt zum Verlust des Zahnschmelzes.
Darüber hinaus ist die Kraft, die durch die Finger auf den Mund und den Akt des Beißens verursacht wird, ein Risikofaktor für Zahnfehlstellungen und Bissprobleme.
Beeinträchtigung der emotionalen und sozialen Entwicklung des Kindes
Kinder mit infantiler Onychophagie haben oft Probleme mit Angst und geringem Selbstwertgefühl. Häufig werden sie von anderen Kindern gehänselt oder abgelehnt, wenn die Handverletzungen sehr offensichtlich sind. Dadurch wird der emotionale Konflikt verstärkt, der die Angewohnheit begünstigt.
Wie kann man Kindern helfen, mit dem Nägelkauen aufzuhören?
Da es sich um eine unbewusste und nervöse Angewohnheit handelt, ist es nicht so einfach, mit dem Nägelkauen aufzuhören. Daher ist es wichtig, dass du versuchst, diese Angewohnheit zu unterbinden, sobald du sie entdeckst. Denn je länger sie anhält, desto schwieriger wird es, sie zu eliminieren.
Wie wir bereits erwähnt haben, besteht der erste Schritt darin, herauszufinden, was das Kind beunruhigt oder beschäftigt. Du musst beobachten, in welchen Situationen dein Kind seine Finger in den Mund steck oder wann dies besonders häufig oder intensiv tut. Die genaue Ursache anzusprechen, kann dem Kind helfen, einen anderen Weg zu finden, sich zu beruhigen.
Wenn du deinem Kind erklärst, dass diese Angewohnheit seiner Gesundheit schadet, kann dies ebenfalls eine große Hilfe sein. Allerdings musst du dabei respektvoll, geduldig und ausdauernd sein. Andernfalls wird dein Kind noch mehr Anspannung und Angst verspüren, was die Situation nur verschlimmern wird. Außerdem ist es wichtig, dass du dein Kind nicht schimpfst, bestrafst oder in Verlegenheit bringst.
Oftmals sind die Kinder dazu bereit, aktiv an der Beseitigung der Angewohnheit zu arbeiten. Dennoch passiert es sehr häufig, dass sie wieder in diese Handlung zurückfallen, weil sie sie unbewusst ausüben. In diesen Fällen können Verhaltenstechniken wie das Auftragen von unangenehm schmeckendem Nagellack, das Tragen von Handschuhen oder die Verwendung von farbigen Pflastern helfen.
Diese Erinnerungshilfen werden das Kind dazu bringen, innezuhalten, sich bewusst zu machen, dass es an den Nägeln kauen will, und sich zu entscheiden, es nicht zu tun. In jedem Fall solltest du diese Maßnahmen immer erst dann anwenden, nachdem du deinem Kind die Strategie zur Kontrolle der Situation erklärt und mit ihm vereinbart hast.
Weitere Maßnahmen zur Behandlung von Onychophagie bei Kindern
Eine weitere Möglichkeit, Kindern zu helfen, den Drang zum Nägelkauen zu kontrollieren, sind Aktivitäten, die helfen, Spannungen und Ängste abzubauen. Basteln, wie Malen oder Kneten, kann sie beschäftigen und entspannen und sie davon abhalten, die Hände in den Mund zu stecken.
Das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi oder das Halten von etwas in der Hand (Spielknete, ein Stressball oder ein Stofftier) kann als Ablenkung dienen.
Auch Sport zu treiben, um Energie abzubauen, ist eine gute Idee. Bei manchen Kindern helfen Entspannungstechniken oder Yoga, um die Angst, welche diese Gewohnheit auslöst, zu kontrollieren.
Außerdem ist es wichtig, auf die Umgebung des Kindes zu achten und zu beobachten, ob ein Erwachsener diese Gewohnheit ebenfalls an den Tag legt. Kinder ahmen oft nach, was sie sehen. Daher muss auch der Erwachsene, der diese Angewohnheit hat, daran arbeiten, sie sich abzugewöhnen.
Onychophagie bei Kindern: Wann sollte man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen?
Es kann sein, dass häusliche Strategien überhaupt nicht funktionieren. In diesem Fall ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um Abhilfe zu schaffen und Schaden zu vermeiden.
Die Konsultation eines Kinderpsychologen oder einer Kinderpsychologin kann dem Kind helfen, den Grund für dieses Verhalten zu finden und die Situation besser zu bewältigen. Auch Kinderzahnärzte und Logopäden können durch Übungen und Strategien, die dieses Verhalten deprogrammieren und umkehren, zusammenarbeiten.
Wenn du dein Kind dabei begleitest, die Onychophagie zu überwinden, ist Geduld gefragt. Die Abkehr von dieser Gewohnheit braucht Zeit und erfolgt schrittweise.
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