Wie man psychotische Schübe bei Jugendlichen erkennt

Das Auftreten eines psychotischen Schubs bei Heranwachsenden sollte nicht unterschätzt werden. Eine frühzeitige Diagnose erleichtert den Beginn der Behandlung und verbessert die Prognose.
Wie man psychotische Schübe bei Jugendlichen erkennt
Maria Fátima Seppi Vinuales

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Maria Fátima Seppi Vinuales.

Letzte Aktualisierung: 03. Mai 2023

Psychotische Schübe mögen unerwartet auftreten, aber oft gibt es Anzeichen, die es ermöglichen, sie vorherzusehen. In dieser Hinsicht ist Psychoedukation ein wertvolles Mittel, um Familien und Patient/innen zu helfen, mit dieser psychischen Krankheit und ihren Rückfällen bestmöglich umzugehen. Sehen wir uns an, wie man psychotische Schübe bei Jugendlichen erkennt.

Wie man psychotische Schübe bei Jugendlichen erkennt

Zunächst einmal ist eine Psychose eine psychische Erkrankung, die durch den Verlust des Kontakts zur Realität gekennzeichnet ist. Eine psychotische Störung wirkt sich auf die Wahrnehmung, das Verhalten, das Denken und die Emotionen aus.

Positivsymptome

Eine Psychose lässt sich anhand der so genannten Positivsymptome erkennen, zu denen vor allem die beiden folgenden gehören:

  1. Halluzinationen: Hierbei geht es um die Wahrnehmung von etwas, das nicht existiert. Am häufigsten sind akustische Halluzinationen, aber es gibt auch visuelle, olfaktorische, taktile und andere Halluzinationen, die sich auf Körperempfindungen beziehen.
  2. Wahnvorstellungen: Darunter versteht man eine Überzeugung, die für die Person, die sie erlebt, real ist, obwohl sie für andere nicht real ist. Ein Jugendlicher könnte zum Beispiel denken, dass er von einer Person beobachtet wird, um ihm zu schaden, oder dass er verfolgt wird.
Psychotische Schübe - Teenager schaut verängstigt aus dem Fenster
Halluzinationen gehören zu den Positivsymptomen, anhand derer sich psychotische Störungen bei Jugendlichen erkennen lassen. Zum Beispiel, wenn sie sagen, dass jemand mit ihnen spricht oder dass sie Stimmen hören.

Negativsymptome

Es gibt auch Negativsymptome. Sie werden so genannt, weil sie mit anderen Störungen oder emotionalen Zuständen einhergehen, die oft verwirrend sind. Im Allgemeinen beeinträchtigen sie das Sozialverhalten. Einige von ihnen sind die folgenden:

  • Mangelnde persönliche Hygiene
  • Veränderungen im gewohnten Verhalten, einschließlich Stimmungsveränderungen
  • Motivations-, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten
  • Defizite im Gedächtnis
  • Lustlosigkeit, Apathie und Verlust der Freude
  • Gefühl der Fremdheit gegenüber der Realität und Depersonalisierung

Bei den Negativsymptomen ist es natürlich wichtig, Zeit mit dem/der Jugendlichen zu verbringen und ihn/sie kennenzulernen. Sonst könnte man ein Verhalten möglicherweise falsch interpretieren. Eine frühzeitige Diagnose trägt zu einer erfolgreichen Behandlung bei.

Psychosen haben nicht nur eine Ursache

Zusätzlich zu den Anzeichen ist es wichtig zu erkennen, dass Psychosen ein multifaktorielles Phänomen sind. Das heißt, sie haben nicht eine einzige Ursache und hängen auch nicht ausschließlich von dieser ab. Eine entsprechende Veranlagung, Genetik, Umwelteinflüsse, traumatische Erlebnisse und Drogenkonsum sind Faktoren, die psychotische Schübe beeinflussen können.

Psychotische Schübe bei Jugendlichen und ihre Ursachen

Im Allgemeinen verläuft ein psychotischer Schub in verschiedene Phasen. Und zwar:

  • Prodromal: Die Symptome treten auf, sind aber so diffus, dass sie möglicherweise unbemerkt bleiben. Aus diesem Grund ist Psychoedukation für den/die Patient/in und die Familie von entscheidender Bedeutung, da sie hilft, die Warnzeichen zu erkennen.
  • Akut: Die Positivsymptome treten deutlicher hervor.
  • Genesung: Nach und nach verschwinden die Symptome oder lassen nach. Es gibt einige Faktoren, die zu einer Besserung beitragen. Zum Beispiel die richtige Einnahme von Medikamenten oder die Unterstützung durch die Familie.
Psychotische Schübe - junge Frau hält sich die Ohren zu
Im Falle eines psychotischen Schubs sollte Hilfe in Anspruch genommen oder ein Notdienst verständigt werden. Dabei ist zu bedenken, dass jede Krise anders erlebt wird.

Psychotische Schübe bei Jugendlichen und wie du dich verhalten solltest

Einige Empfehlungen, die man vor und nach psychotischen Schüben bei Jugendlichen berücksichtigen kann, sind die folgenden:

  • Bleibe ruhig und unterstütze den/die Jugendliche/n. Ein psychotischer Schub kann für die Person, die ihn erlebt, sehr verwirrend sein.
  • Sorge für Ruhe oder suche nach einer Aktivität, die dem jungen Menschen gut tut. Vergewissere dich zum Beispiel, dass keine Gefahr besteht, und wenn die Person sich an einen Ort zurückziehen muss, um allein zu sein, akzeptiere das und erlaube ihr, sich auszuruhen. Je nach Schwere des Schubs kann es einige Zeit dauern, bis die Betroffenen wieder zum Alltag zurückkehren.
  • Schlage die Teilnahme an einer ruhigen und angenehmen Aktivität vor. Diese sollte nicht zu anstrengend sein, aber sie sollte ablenken.
  • Achte darauf, dass der/die Betroffene, seine/ihre Medikamente einnimmt. Wenn die Person es vergisst, solltest du sie freundlich und liebevoll daran erinnern.
  • Schaffe eine einfache Routine. Auf diese Weise werden Verantwortung und auch ein gewisses Maß an Selbstständigkeit gefördert. Es ist keine gute Idee, den/die Jugendliche/n zu sehr zu beschützen oder ihn/sie in seinen/ihren Fähigkeiten zu beschneiden. Beziehe den/die Jugendliche/n schrittweise in Aufgaben mit geringerem bis höherem Schwierigkeitsgrad ein.
  • Erlaube keine Aggression oder Gewalt. Es ist wichtig, Grenzen zu setzen. Vielleicht ist eine Krise nicht der richtige Zeitpunkt, aber es ist nicht ratsam, Aggressionen zu tolerieren.

Räume für die Bewältigung von Emotionen finden

Für die Familie und die Freunde einer Person mit einer Psychose ist die Situation sehr belastend. Denn in der Regel kümmern sich alle um die psychische Gesundheit und Genesung der/der Betroffenen. Dennoch ist es von entscheidender Bedeutung, dass man in der Lage ist, Maßnahmen für die eigene Selbstfürsorge zu ergreifen. Nur so ist eine rechtzeitige und hilfreiche Reaktion möglich, wenn es die Situation erfordert.

Darüber hinaus ist es wichtig zu bedenken, dass es bei einer Psychose zu einem Rückfall kommen kann. Dies ist zweifelsohne eine schwierige und frustrierende Situation. Die Arbeit an der emotionalen Intelligenz macht es jedoch möglich, jede Krise neu zu bewerten und zu verstehen, dass sie Teil des Prozesses ist. Auf diese Weise lässt sich eine weitere Stressbelastung des/der Patient/in vermeiden.


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