Neurodidaktik im Schulunterricht: Was du wissen solltest

Die Neurodidaktik entwickelt unter Berücksichtigung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse über die Gehirnfunktion neue pädagogische und didaktische Konzepte für den Schulunterricht.
Neurodidaktik im Schulunterricht: Was du wissen solltest
Elena Sanz Martín

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz Martín.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

In unserem heutigen Artikel werden wir über Neurodidaktik sprechen. Dieser neue Ansatz könnte tatsächlich den Schulunterricht revolutionieren.

Das Bildungssystem hat sich in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert und die angewandten Methoden sind eindeutig veraltet und überholt. Daraus wird bereits ersichtlich, dass wir die Unterrichtsmethoden und auch die pädagogischen Ansätze im Schulunterricht verändern müssen.

Was ist Neurodidaktik?

Neurodidaktik verbindet die Neurowissenschaften mit der Pädagogik, um dadurch die Lernerfahrung der Schüler zu optimieren.

Diese Disziplin versucht, unsere Gehirnfunktionen zu verstehen (wie unser Gehirn Informationen aufnimmt, verarbeitet und sich diese merkt) und diese Erkenntnisse im Schulunterricht anzuwenden. Aufgrund dieser Erkenntnisse können Lehrer bessere Unterrichtsmethoden entwickeln.

Menschen nutzen einen integralen Prozess, wenn sie etwas lernen, bei dem das Denken, Fühlen und Handeln bei der Lernerfahrung unzertrennlich ist.

In der Neurodidaktik geht es folglich darum, Wege zu finden, mit denen der Lerneffekt vertieft werden kann. Dazu müssen wir verstehen, wie das Gehirn lernt. Aufgrund dieser Erkenntnisse können wir dann die Lehrmethoden anpassen, um diesen Effekt im Unterricht zu erzielen.

Grundlegende Konzepte der Neurodidaktik

Gehirnplastizität. Die Art und Weise, wie wir Wissen aufnehmen, ist nicht statisch. Unser Gehirn hat eine Plastizität, die es uns ermöglicht, durch kontinuierliches Lernen neuronale Verbindungen zu bilden und zu verändern.

Spiegelneuronen. Diese Nervenzellen ermöglichen es uns, nicht nur aus unseren eigenen Erfahrungen zu lernen, sondern auch durch die Beobachtung anderer Menschen. Darüber hinaus können wir dank dieser Zellen auch Empathie entwickeln und uns Wissen aneignen.

Neurodidaktik - Kinder im Unterricht

Wechselwirkung zwischen Genetik und Erfahrungen. Unsere Fähigkeiten und unsere Kapazitäten werden durch die Epigenetik bestimmt. Epigenetik ist die Kombination unseres Erbgutes mit unseren Erfahrungen.

Daher bildet sie die Grundlage dafür, welche Art von Arbeit oder Wissen wir interessant finden und was wir besonders gut können. Darüber hinaus formen und verändern unsere Erfahrungen diese epigenetische Basis.

Emotionales Lernen. Damit Schüler erlerntes Wissen gut verinnerlichen können, benötigen sie mehr als nur theoretische Informationen. Wenn ein bestimmtes Thema Emotionen in einem Menschen auslöst, dann wird das Lernen dieser Informationen leichter fallen und das Wissen wird sich dauerhafter festigen.

Signifikantes Lernen. Damit wir etwas wirklich verstehen, müssen wir das Wissen in die “reale Welt” übertragen und damit experimentieren. Wenn wir verstehen, wofür eine Information wirklich hilfreich und nützlich ist, dann wird uns diese praktische Anwendung das Lernen erleichtern.

Wie wird Neurodidaktik im Schulunterricht angewendet?

Außerdem ist es sehr wichtig, dass Lehrer mehr darüber wissen, wie unser Gehirn funktioniert und wie sie dieses Wissen nutzen können, um die schulischen Leistungen ihrer Schüler zu verbessern. Dies muss unabhängig vom jeweiligen Lernniveau der Schüler erfolgen.

Bei der Implementierung eines neurodidaktischen Modells im Schulunterricht gibt es einige Schlüsselprinzipien, die diesen Ansatz kennzeichnen:

Neurodidaktik im Schulunterricht: wie soll der Lernprozess verlaufen?

  • Neugierde ist beim Lernen sehr wichtig. Daher ist es erforderlich, dass die Lehrer die Schüler begeistern und ihren Lernwillen anregen. Dieses Ziel können sie erreichen, indem sie die Schüler beim Erlernen der Inhalte vor Herausforderungen stellen und diese möglichst interessant gestalten.
  • Lernen sollte ein aktiver Prozess sein. Daher sollten die Schüler die Informationen nicht nur auf passive Weise erhalten. Sie sollten in der Lage sein, den Lernstoff selber anzuwenden und aktiv am Lernprozess teilzunehmen.
  • Außerdem ist es sehr wichtig, dass Lehrer den Unterrichtsstoff auch auf emotional ansprechende Weise präsentieren und die Schüler die Bedeutung der behandelten Themen erkennen können.
  • Darüber hinaus ist es von großer Wichtigkeit, dass im Unterricht verschiedene Kanäle angesprochen werden. Über die Kommunikationskanäle wird viel Neues vermittelt, außerdem wird der gelernte Stoff wiederholt. Dadurch wird es den Schülern wesentlich leichter fallen, das Gelernte aufzunehmen und zu behalten.

Wie sollte das Unterrichtsumfeld gestaltet werden?

  • Das Klassenzimmer sollte eine ausreichende Größe haben. Außerdem sollte es ansprechend gestaltet, ordentlich und abwechslungsreich sein. Auf diese Weise können Kinder besser auf wechselnde Reize reagieren.
  • Darüber hinaus sollte das Klassenzimmer so eingerichtet sein, dass es an verschiedene Lerneinheiten angepasst werden kann. Auch Tageslicht ist sehr wichtig. Wann immer möglich, sollte dieses genutzt werden.
  • Während einiger Aktivitäten kann es auch sinnvoll sein, leise Hintergrundmusik zu spielen. Dadurch können die Kinder Ängste und Anspannung abbauen.
Neurodidaktik - Kinder mit Lehrerin

Wie sollten sich die Lehrer verhalten?

  • Lehrer sollten sich darum bemühen, eine positive Unterrichtsatmosphäre zu schaffen. Außerdem sollten sie für die Schüler zugänglich sein und einfühlsam mit ihnen umgehen.
  • Es ist sehr wichtig, dass Lehrer die Kinder dabei unterstützen, ihre Emotionen zu erkennen und angemessen mit ihnen umzugehen. Die Schüler müssen lernen, nicht impulsiv zu reagieren. Sie sollten angemessen reagieren und selbst dann ruhig bleiben, wenn sie wütend oder verärgert sind.
  • Die Lehrer sollten den Schülern stets konstruktives und bestärkendes Feedback geben. Das bedeutet, dass es nicht ausreicht, einem Kind nur eine Note zu geben. Darüber hinaus ist es erforderlich, dass der Lehrer den Kindern die Fehler erklärt und ihnen Hilfestellungen anbietet, wie sie sich verbessern können. Aber nicht nur über die Fehler sollte gesprochen werden. Wenn der Lehrer seine Schüler für die guten Leistungen lobt, dann trägt das wesentlich zur Motivation der Kinder bei.
  • Lehrer sollten ihren Schülern dabei helfen, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln, dadurch fühlen sie sich fähig und bestätigt. Unter keinen Umständen sollten Lehrer die Kinder untereinander vergleichen.

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