Wie Spermien im Körper der Frau ums Überleben kämpfen

Auch wenn es nicht so scheinen mag, ist die Befruchtung einer der komplexesten Prozesse in der Biologie.
Wie Spermien im Körper der Frau ums Überleben kämpfen
Ana Couñago

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Ana Couñago.

Letzte Aktualisierung: 26. August 2018

Der Kampf ums Überleben beginnt für Spermien direkt nach der Ejakulation. Dabei rasen fast 200 Millionen dieser sogenannten Keimzellen auf die Eizelle der Frau zu, um sie zu befruchten. Im Folgenden erklären wir dir genau und, was Spannendes dabei passiert.

Warum kämpfen Spermien ums Überleben?

Bei Spermien handelt sich um differenzierte Zellen, was bedeutet, dass jede Zelle einzigartig ist. Das bedeutet auch, dass sich Spermien in der Frau nicht regenerieren können und daher gezwungen sind, dort ums Überleben zu kämpfen.

Nach der Ejakulation sorgen die Kontraktionen der Gebärmutter und das Immunsystem der Frau für oxidativen Stress im Körper, der die Zellen des Spermas schädigt.

Das ist jedoch nicht das einzige Hindernis, das überwunden werden muss, um ein Ei befruchten zu können. Aber was genau passiert eigentlich dabei? Was ist daran so kurios?

Sperma in den Geschlechtsorganen der Frau

Nach der Ankunft in der Scheide gilt es für die Spermien eine Strecke von 15 bis 18cm zurückzulegen, um die Eizelle zu erreichen.

Sobald das Vorhandensein von Spermien in der Scheide festgestellt wird, finden bestimmte Kontrollmechanismen statt.

Während der Zeit, die die Spermien brauchen, um diese Distanz zu überwinden, erzeugt der Körper der zukünftigen Mutter eine Art Reaktion.

Diese Reaktion ist darauf ausgelegt, den Weg für die männlichen Keimzellen auf ihrem Weg zur Eizelle anzupassen.

Die ersten Hindernisse für die Spermien

Die erste Barriere hängt mit dem vaginalen pH-Wert der Frau zusammen. Weil der pH-Wert bei etwa 5 liegt und damit sauer ist, sterben einige der Spermien ab.

Ein weiteres Hindernis stellt das weibliche Immunsystem dar. Weil die Scheide ein Organ mit Körperöffnung ist, verfügt sie über antimikrobielle Abwehrkräfte, die auch die männlichen Gameten (Keimzellen) betreffen können.

Die ersten Hindernisse für die Spermien

Dabei finden die weißen Blutkörperchen fremde Zellen und Phagozyten (“Fresszellen”) auf und schädigen das Sperma.

Neutralisationsmechanismen

Um diesen Hindernissen entgegenzuwirken und durch die Scheide zu gelangen, stellt das Samenplasma bestimmte Schutzfunktionen bereit. Das bedeutet, dass Stoffe, die die Phagozytose hemmen, ausgeschieden werden.

Der pH-Wert von Samenplasma ist höher als der Wert der Scheide. Treffen die beiden zusammen, wird der pH-Wert neutralisiert und eine Schädigung der Keimzellen verhindert.

Der Gebärmutterhals

Nun beginnt die zweite Phase des Überlebenskampfes der Spermien. Das Sperma muss nun durch den Gebärmutterhals gelangen. Zu diesem Zeitpunkt sind die meisten Spermien bereits auf der Strecke zurückgeblieben.

Um die Durchreise zu erleichtern, scheidet der Gebärmutterhals einen Schleim aus, der zu 96% aus Wasser besteht, so dass die Keimzellen einfacher passieren können.

Falten im Gebärmutterhals

Im Inneren der Gebärmutter befinden sich lippenähnliche Falten. Sie fangen Sperma auf und verhindern so die weitere Reise der Spermien.

Nach dem Sex können die Keimzellen jedoch noch bis zu 5 Tage überleben. In dieser Zeit kann es ihnen gelingen, dass sie die Falten wieder verlassen und ihre Reise fortsetzen.

Der Weg durch die Gebärmutter

Bevor die Spermien die Gebärmutter erreichen, müssen sie den Schleim, der den Gebärmutterhals auskleidet, durchdringen. Wenn der Eisprung bereits stattgefunden hat, ist der Schleim zu dem Zeitpunkt eher wässrig und damit für die Spermien leichter zu durchdringen.

Die Spermien können dabei in circa 10 Minuten die Gebärmutterhöhle durchqueren. Dies funktioniert, weil die Gebärmutter und die Eileiter Kontraktionen erzeugen, die das Sperma ansaugen und seine Ankunft in der Eizelle erleichtern sollen.

Die Eileiter

Jetzt geht es darum, dass die Keimzellen von der Gebärmutter in die Eileiter gelangen. Dies ist der engste Weg der Reise.

Um den Weg zur Eizelle fortzusetzen, treten zwei Veränderungen im Sperma auf: Sie bewegen sich nun schneller und stärker.

Zudem verändert sich die Plasmamembran der Keimzelle, um durch die Schutzschichten der Eizelle zu gelangen.

Nah an der Eizelle

Nah an der Eizelle

Ihre starke Hyperaktivität ist für die Spermien entscheidend, um die äußere Membrane der Eizelle durchqueren zu können. In den Eileitern wird zusätzlich ein Leitsystem aktiviert, das die Keimzellen zur Eizelle führt.

Die Schlussphase

Von den Millionen von Spermien, die am Anfang in die Scheide gelangt sind, überleben nur Dutzende bis zum Schluss.

In der Schlussphase liegt die Hürde für die Spermien darin, die äußere Schutzschicht der Eizelle zu durchdringen. Sobald dies erreicht ist, setzt eines der Spermien ein Enzym frei und die Akrosomreaktion wird aktiviert.

Sofort bildet die Eizelle eine schützende Schicht um sich herum, so dass kein anderes Spermium sie befruchten kann. Dieser Prozess garantiert die weitere Entwicklung bis zum Embryo.

So sieht der Weg aus, den das Sperma gehen muss, um die Eizelle zu befruchten. Es ist ein Kampf ums Überleben, bei dem nur eine Keimzelle von Millionen das Ziel erreicht.

Der Rest der Spermien stirbt an Erschöpfung, an einer anomalen Zellmorphologie oder durch die Abwehrreaktion des weiblichen Immunsystems.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.