Zuneigung und Rivalität unter Geschwistern

Die Beziehung zwischen Geschwistern ist für ihr gesamtes Leben von entscheidender Bedeutung. Daher besteht eine der Hauptaufgaben von Eltern darin, ihre Kinder in dieser Hinsicht zu erziehen. Mit anderen Worten, sie müssen ihren Kindern dabei helfen, eine warme und positive Beziehung zueinander aufzubauen.
Zuneigung und Rivalität unter Geschwistern
Natalia Cobos Serrano

Geschrieben und geprüft von der Sozialpädagogin Natalia Cobos Serrano.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Zuneigung und Rivalität unter Geschwistern ist ein Thema, das die ganze Familie betrifft und den Eltern große Sorgen bereiten kann. Zweifelsohne ist die Beziehung zwischen Brüdern und Schwestern extrem wichtig. Dies gilt unabhängig davon, ob die Geschwister eine gute oder eine schlechte Beziehung zueinander haben.

Eine liebevolle und positive Beziehung unter Geschwistern bildet einen wichtigen Kontext für verschiedene Lernerfahrungen. Darüber hinaus ist eine solche Bindung auch eine der unersetzlichsten und speziellsten Beziehungen, die ein Mensch haben kann.

Zuneigung und Rivalität unter Geschwistern in der Kindheit und Jugend

Rivalität unter Geschwistern

Wenn ein neues Geschwisterchen geboren wird, ändert sich dadurch unweigerlich die gesamte Dynamik der familiären Beziehungen. Diese Veränderungen haben auf die älteren Geschwister sehr weitreichende Auswirkungen.

Sobald ein Baby geboren wird, ändern die älteren Geschwister häufig ihr Verhalten den Eltern gegenüber. Sie werden anhänglicher und verlangen mehr Aufmerksamkeit von ihnen. Darüber hinaus entwickelt sich in vielen Fällen auch eine Rivalität gegenüber dem neuen Familienmitglied.

Das Stillen eines Säuglings ist besonders in den ersten Monaten eine sehr anstrengende Phase für die Mutter. Darüber hinaus bekommt sie in der Regel auch sehr viel weniger Schlaf. Daher fühlen sich viele Mütter in dieser Zeit häufig erschöpft und müde und dies hat natürlich auch Auswirkungen auf ihre Beziehung zu ihren älteren Kindern.

Aufgrund der neuen Situation haben Mütter auch nicht mehr die Zeit, Geduld oder Energie, sich im gleichen Umfang wie bisher den älteren Geschwistern zu widmen. Um dieses “verlorene Territorium” wiederzuerlangen, stellen viele größere Brüder und Schwestern dann höhere Ansprüche an ihre Mutter.

Geschwistern - lachende Kinder

Eifersucht

Wenn ein neues Baby in die Familie kommt, können sich aber auch die Erwartungen der Eltern an die älteren Geschwister verändern. Ihre Anforderungen steigen genau wie die Häufigkeit der Bestrafungen. Angesichts dieser neuen Realität werden dann viele ältere Brüder oder Schwestern eifersüchtig auf das neue Geschwisterchen.

Diese Eifersucht kann sich in negativen Reaktionen den Eltern gegenüber äußern oder durch verschiedenste Protest- und Trotzreaktionen. Die Kinder weigern sich beispielsweise zu essen, wollen nicht in die Schule gehen, übergeben sich oder leiden unter Schlafstörungen.

Darüber hinaus ist ihr Verhalten gegenüber dem neuen Geschwisterchen eher ambivalent. Einerseits zeigen sie ihm Zuneigung durch Umarmungen oder Küsschen, andererseits kann es aber auch zu Ablehnung und aggressivem Verhalten kommen.

Die Psychologin Talia Velasco erklärt, dass dieses ambivalente Verhalten zwei gegensätzliche Emotionen widerspiegelt. Einerseits sind die älteren Geschwister eifersüchtig. Andererseits fühlen sie aber auch eine starke Liebe und große Zuneigung zu ihrer kleinen Schwester oder dem kleinen Bruder.

Geschwisterrivalität während der Adoleszenz

Wenn die Pubertät beginnt, können Geschwister ebenfalls in Konflikte geraten. Dies kann auch dann passieren, wenn die Kinder zuvor eine sehr liebevolle und friedliche Beziehung miteinander hatten.

Einer der Gründe, warum sich viele Geschwister in dieser Phase voneinander entfernen, ist ihr Bedürfnis nach zunehmender Autonomie und Privatsphäre innerhalb der Familie. Darüber hinaus können diese Konflikte auch durch veränderte Interessen des pubertierenden Geschwisterteils entstehen.

Wenn Kinder in die Pubertät kommen, weigern sie sich häufig, weiterhin mit ihren jüngeren Geschwistern zu spielen oder sich mit ihnen zu beschäftigen. Allerdings führt diese Weigerung dann dazu, dass die jüngeren Geschwister alles unternehmen, um weiterhin die Aufmerksamkeit ihres älteren Geschwisters zu bekommen. Dies führt dann häufig zu Ärger und Streit.

Zuneigung unter Geschwistern

Während der Kindheit kommt es häufig zu Eifersucht und Rivalität unter Geschwistern. Dennoch entwickeln Geschwister allmählich eine ganz besondere und außergewöhnliche Beziehung zueinander. Allerdings unterscheidet sich diese geschwisterliche Bindung sehr deutlich von der Beziehung, die sie zu ihren Eltern haben.

Wenn Kinder in ihrer Kindheit starke und gefestigte emotionale Bindungen aufbauen, wird auch die Rivalität im Laufe der Adoleszenz wieder verschwinden.

Brüder und Schwestern verbringen sehr viel gemeinsame Zeit in ihrer Kindheit und Jugend und sind meistens ein ganzes Leben sehr eng miteinander verbunden. Die Beziehung von Geschwistern ist vermutlich eine der längsten engen Bindungen im Leben. Daher teilen sie auch viele gemeinsame glückliche und traurige Momente.

Mary Ainsworth beschreibt eine Reihe von Beobachtungen in Bezug auf die Bindung von Geschwistern:

  • Ältere Geschwister kümmern sich ähnlich fürsorglich um ihre Geschwister wie eine Mutter.
  • Wenn die Eltern nicht anwesend sind, helfen und trösten Geschwister sich gegenseitig.
  • Geschwister erforschen und ergründen sich gegenseitig und lernen so voneinander.
  • Die Angst vor kurzen Trennungen nimmt in der Anwesenheit eines Geschwisters ab.
  • Wenn sie eine Bezugsperson verlieren, ist der Trauerprozess leichter, wenn Geschwister da sind.
  • Auch der Schulbeginn wird einfacher, wenn zwei Geschwister zusammen sind.

“Schwestern fungieren als Sicherheitsnetze in einer chaotischen Welt, indem sie einfach füreinander da sind.”

–Carol Saline–

Haben die Eltern einen Einfluss auf Zuneigung und Rivalität zwischen Geschwistern?

In ihrer Studie über Geschwisterbeziehungen und deren Einfluss auf die Entwicklung von Kindern haben Nina Howe und Holly Recchia gezeigt, wie wichtig es ist, dass Eltern altersgerechte Entwicklungsstrategien für ihre Kinder anwenden.

Diese Studie ergab, dass die Strategien, die Eltern anwenden, um Streitigkeiten zwischen den Geschwistern beizulegen, den Kindern beibringen, wie sie mit anderen Menschen auskommen können.

In Bezug auf die unterschiedlichen Strategien, die Eltern anwenden, unterscheiden Howe und Recchia zwischen konstruktiven und negativen Strategien. Positive Ansätze beinhalten Verhandlungen und Gespräche, um Konflikte zu lösen. Destruktive Ansätze hingegen verwenden Methoden wie Gewalt und Aggression.

Geschwistern - Rivalität

Leider tragen auch die Eltern oft und unbewusst zur Rivalität unter den Geschwistern bei. Zum Beispiel, wenn sie die Kinder permanent miteinander vergleichen.

Dadurch vermitteln sie den Kindern und Jugendlichen eine falsche Botschaft. Sie bekommen das Gefühl, dass sie bestimmte Standards und Anforderungen erfüllen müssen, um die Zuneigung der Eltern zu erhalten. Weil sie glauben, nicht sie selbst sein zu dürfen, wird auch ihr Selbstkonzept geschädigt. Darüber hinaus entwickeln sie in Bezug auf ihre Geschwister häufig negative Gefühle und Ressentiments, weil diese die Anforderungen der Eltern offensichtlich erfüllen.

Abschließende Gedanken

Wir alle wissen, dass die Beziehung zwischen Geschwistern sehr komplex und jede Beziehung einzigartig ist. Es gibt Geschwister, die eine sehr starke und positive Bindung zueinander haben, während es auch andere, sehr schwierige Beziehungen gibt.

Daher ist es die Aufgabe der Eltern, ihren Kindern gegenseitigen Respekt und Liebe für ihre Geschwister beizubringen. Wenn ihnen dies gelingt, dann tragen sie dazu bei, dass ihre Kinder eine der schönsten und authentischsten Beziehungen genießen können, die es gibt.


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