Extinktion als Methode zur Verhaltensänderung
Jedes Kind (und jede Familie) ist eine Welt für sich. Denn natürlich haben nicht alle Kinder die gleiche Persönlichkeit. Ebenso wenig haben alle Familien dieselbe Dynamik. Es liegt an den Eltern, unter allen verfügbaren Erziehungsmethoden und Strategien diejenigen auszuwählen, mit denen sie sich am meisten identifizieren können. Heute sprechen wir hier über eine von ihnen: die so genannte Extinktion als Methode zur Verhaltensänderung.
Ganz allgemein ist das Ziel der Erziehung, den Kindern beizubringen, wie sie am besten mit Frustrationen umgehen können und ihnen zu vermitteln, welche Verhaltensweisen ihnen nützen werden, um sich mit anderen auf gute Weise in Beziehung zu setzen. Sie werden so im Leben besser klar kommen.
Doch manchmal müssen die Eltern leider feststellen, dass ihre Kleinen eher ein unerwünschtes Verhalten an den Tag legen und dass dieses zu Problemen führt. Nicht nur auf persönlicher Ebene. Sondern auch im sozialen und familiären Umfeld. Und nicht zuletzt in der Schule. Denn die Kinder gehorchen nicht und beleidigen andere, oder sie fordern die Eltern ständig heraus.
In dieser Situation ist die Aufgabe der Eltern, ihren Kindern dabei zu helfen, ihre Verhaltensweisen wieder zu ändern und dabei ihr konfliktträchtiges Benehmen durch ein anderes zu ersetzen. Eines, das gesünder und angemessener ist.
Dabei ist wichtig, dass dieser Prozess stets voller Respekt und Zuneigung vollzogen wird und keinesfalls irgendeine Art von Gewalt oder Bestrafung einzusetzen ist. Denn man muss bedenken, dass die Kleinen ja noch immer dabei sind, zu lernen, wie das Leben zu meistern ist.
Ein wichtiger Faktor: die Aufmerksamkeit
Eine der Techniken, die in einem solchen Prozess am meisten helfen können, ist die so genannte Extinktion (oder auch Löschung). Dabei geht man davon aus, dass sich Verhaltensweisen deswegen wiederholen, weil sie in irgendeiner Weise verstärkt werden. Daher besteht das Ziel darin, diejenigen Verstärker zu beseitigen, die auf diese unerwünschten Verhaltensweisen in belohnender Weise reagieren und sie damit aufrechterhalten.
Doch für die Eltern ist es vielleicht nicht immer so einfach, wirklich zu erkennen, in welcher Weise sie das negative Verhalten eigentlich belohnen. Doch ist es sicherlich so, dass die Eltern beim Auftreten eines solchen Benehmens, das Kind rügen oder auf irgendeine andere Weise bestrafen. Und genau das ist es, worüber sich Mutter und Vater oft nicht bewusst sind: Gerade diese Aufmerksamkeit, die die Kinder in solchen Momenten von ihren Eltern erhalten, stellt einen der größten Verstärker für ihr Verhalten dar.
Die Erwachsenen neigen dazu, mehr auf die Übertretungen und auf die schlechten Verhaltensweisen von Kindern zu achten. Denn diese sind es, die störend und ärgerlich sind. Doch dabei übersehen sie allzu leicht die guten und erwünschten Verhaltensweisen. Daher versteht das Kind also schnell: Das Mittel, um Aufmerksamkeit zu erlangen, besteht darin, sich schlecht zu benehmen.
Wie funktioniert die Extinktion?
Die Methode der Extinktion zielt darauf ab, denjenigen Verhaltensweisen die Aufmerksamkeit zu entziehen, die man beseitigen möchte. Also sollte man als Elternteil nicht auf sie reagieren und auch nicht das Kind dafür schimpfen, sondern das Benehmen einfach völlig ignorieren.
Dabei sollte diese Technik zugleich immer von einer positiven Verstärkung jedes anderen erwünschten Verhaltens des Kindes begleitet werden. Denn sonst könnten die Kleinen das Gefühl bekommen, dass die Eltern sie komplett ignorieren.
Es handelt sich also bei der Extinktion nicht um eine Bestrafung oder gar Rache. Daher gilt auch: Man sollte bei besagtem Verhalten dem Kind die Aufmerksamkeit nicht in der Art entziehen, indem man ein erbostes Gesicht macht. Denn das würde signalisieren, dass man sich über das Benehmen geärgert hat.
Vielmehr sollten die Eltern ihre Aufmerksamkeit zurück auf die positiven und wünschenswerten Verhaltensweisen lenken. Auf diese Weise können sie ihrem Kind aus einer liebevollen Haltung heraus helfen, ein Benehmen durch ein anderes zu ersetzen.
Ein Beispiel
Wenn zum Beispiel ein Kind einen Wutanfall bekommt, weil die Eltern den Fernseher ausgeschaltet haben, dann ist folgende Strategie angebracht: Mutter und Vater sollten nicht anfangen, mit dem Kind zu diskutieren und es auch nicht schimpfen, weil es weint. Sie sollten dieses unerwünschte Verhalten ignorieren und zugleich versuchen, ihren Sprössling von diesem Ereignis abzulenken. So zum Beispiel, indem sie vorschlagen, gemeinsam ein Brettspiel zu spielen.
Sollte das Kind sich dadurch aber nicht beruhigen, müssen die Eltern ihm auf ruhige und liebevolle Art und Weise erklären, dass sie nicht weiter auf es eingehen werden, solange es weint und schreit und dass sie sehr gerne mit ihm reden und spielen werden, sobald es sich beruhigt hat und wieder normal mit ihnen spricht.
Sobald sich das Kind dann wieder beruhigt hat und in einem normalen Ton mit seinen Eltern spricht, sollten diese darauf mit einem Lächeln reagieren und jetzt das Kind mit all ihrer Aufmerksamkeit und Zuneigung belohnen.
Was musst du bei der Extinktion besonders beachten?
- Das Kind sollte die Bedingungen von Anfang an kennen. Es ist sehr wichtig, ihm klar und verständlich zu erklären, dass man im Umgang mit anderen ruhig reden und höflich fragen muss. Es muss wissen, dass die Eltern nicht auf es eingehen werden, solange es sich nur mit Heulen oder Geschrei an sie wendet.
- Außerdem ist es von großer Bedeutung, dass die Eltern bei der Anwendung dieser Methode konstant und konsequent sind. Denn wenn sie das unerwünschte Verhalten nur manchmal ignorieren und manchmal aber nicht, sind die Signale widersprüchlich für das Kind. Dadurch wird sich die Situation eher verschlimmern. Also ist es notwendig, die Extinktion wirklich konsequent anzuwenden und die negative Verhaltensweise immer zu ignorieren zugleich aber die positiven ebenfalls stets zu loben.
- Und es muss gesagt werden: Diese Methode ist zwar sehr effektiv. Aber sie braucht Zeit. Daher ist sie nicht für Verhaltensweisen geeignet, die eine sofortige Veränderung erfordern. So zum Beispiel, wenn das Kind seine Finger in eine Steckdose steckt. Hier können die Eltern diesen Umstand natürlich nicht einfach ignorieren, sondern sie müssen handeln.
- Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass es anfangs bei der Anwendung der Extinktion häufig zu einer vorübergehenden Zunahme von unerwünschten Verhaltensweisen kommt. Doch das ist normal und die Eltern müssen auf jeden Fall standhaft bleiben. Solange, bis das Kind versteht, dass das die neue Dynamik in der Familie ist und sein schlechtes Verhalten nach und nach aufgibt und durch ein positives ersetzt.
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