Neugeborene beobachten - auch dich!
Die Augen und die Sehkraft eines Babys verändern sich in den ersten 6 Monaten sehr stark. Wir müssen uns jeder kleinen Entwicklungsstufe bewusst sein, zum Beispiel wie das Baby sich auf Objekte konzentriert. Die Augen sind ein unverzichtbarer und wunderbarer Weg, durch den unsere Kinder die Welt entdecken. Neugeborene beobachten gerne und das müssen sie auch!
Sicherlich wirst du davon nicht überrascht sein. Aber während der ersten Wochen gibt es nur zwei wesentliche Dinge auf die ein Baby sich fokussiert: Dich und die Milch. Beide Dinge stehen für Überleben. Aber noch etwas Faszinierendes wird passieren.
Dein Kind wird anfangen zu verstehen, welche Bedeutung dein Gesicht hat. Mit der Zeit wird es nach dir suchen und wird noch froher sein, sich zu sehen. Der Überlebensinstinkt ist an die Macht der Zuneigung gekoppelt und dieses Band wird niemals brechen.
Neugeborene beobachten die Mama – weil sie so nah ist
Die Sicht eines Babys ist genetisch darauf programmiert, mit Menschen Kontakt aufzunehmen, vor allem mit den Eltern. Neugeborene sehen auf lange Abstände sehr verschwommen. Objekte, die mehr als 30 oder 40 Zentimeter von ihnen weg sind, können sie nicht klar erkennen.
Diese schwache Sehschärfe auf lange Distanzen in den ersten Monaten hängt wiederum mit dem Überlebensinstinkt zusammen. So werden Stress, Angst und Beunruhigung reduziert und das Baby kann sich auf das wesentliche in nächster Nähe konzentrieren: die Gesichter, die es umgeben, die Brust der Mutter oder die Flasche.
Neugeborene beobachten die Mutter und bauen Sichtkontakt auf
- Dein Baby beobachtet dich, sieht dich und weiß wer du bist. Wenige Dinge sind so wichtig wie eine intime und lange Begegnung zwischen Mutter und Kind gleich nach der Geburt. Dabei findet der erste Augenkontakt statt und außerdem sorgt der Hautkontakt für ein Gefühl der Sicherheit. Stress wird reduziert und Mutter und Kind knüpfen erste Bande.
- Neugeborene beobachten gerne Gesichter. Sie sind wunderbar anregend für ein Neugeborenes: der Mund macht Geräusche, Augen rollen umher und das Gesicht selbst hat Konturen die alles darstellen, was für ein Baby wichtig zum Wiedererkennen ist.
Für Babys ist das alles fantastisch.
Mein Baby schielt
Keine Sorge – Schielen ist völlig normal. Während der ersten 6 Monate lernt das Gehirn seine Aufmerksamkeit zu bündeln und diesen Prozess muss es erst lernen. Auch wenn es nicht so scheint – das ist ein sehr komplexer Vorgang.
- Babies schielen häufig während der ersten 2 bis 4 Wochen ihres Lebens. Ihr Sehvermögen ist noch nicht sehr zielgerichtet und Eltern haben manchmal ein bisschen Panik wenn sie sehen, dass die Augen ihres Babys kreuz und quer stehen.
- Erinnern wir uns, dass die Entwicklung des Sehvermögens im Gehirn stattfindet und nicht in den Augen selbst.
- Deshalb ist es eine der größten Herausforderungen für das sich entwickelnde Gehirn die visuellen Signale auf beiden Seiten zu koordinieren. Die Nervensignale der Augen wandern durch den Nerv und getrennt zu beiden Seiten des Gehirns.
Es ist ein sehr komplexer Prozess, der Zeit braucht um zu reifen. Am Ende werden alle zwei Augen die gewünschte Richtung fokussieren.
Entwicklungsstufen des Sehens
- Nach zwei Monaten können wir sehen, wie Kinder unseren Gesichtern folgen. Sie schauen uns zwischen einem Lächeln an oder betrachten ein Spielzeug mit großem Interesse, sogar wenn es von links nach rechts wandert.
- Mit zwei oder drei Monaten ist ein Baby in der Lage, Gesichter zu unterscheiden. Dann bekommt es Angst, wenn es Menschen sieht, die es noch nie zuvor gesehen hat.
- Zu diesem Zeitpunkt hat es auch am meisten Spaß an visuellen Stimulationen, zum Beispiel durch ein Mobile an der Wiege. Da die Aufmerksamkeit eines Babys schnell nachlässt sind sie dankbar für jede neue Alternative, die du anbietest.
- Der nächste Meilenstein ist mit 6 Monaten erreicht. Jetzt sind beide Seiten des Gehirns schon optimal koordiniert und ausgereift.
- Jetzt sind Kinder sehr neugierig, sie beobachten, suchen und entdecken. Und am wichtigsten: Nun ist die Koordination perfekt. Wir können jetzt ein Auge zudecken und sie suchen weiterhin nach einem Reiz mit dem anderen. Wenn dein Kind jedoch schon 6 oder 7 Monate als ist und dir auffällt, dass es immer noch schielt oder dass eines seiner Augen plötzlich quer steht, dann zögere nicht, deinen Kinderarzt und Augenarzt zu konsultieren.
Die Augenfarbe des Babys
Es gibt einen weit verbreiteten Mythos. Einen den wir alle viele Male gehört haben. Nämlich den, dass die blaue Augenfarbe des Babys daher rührt, dass es noch Muttermilch trinkt.
- Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage diese Annahme zu stützen. Es trifft einfach nicht zu. Die Farbe der Iris, genau wie die des Haares und der Haut, hängt von einem Protein namens Melanin ab.
- Wenn ein Baby auf die Welt kommt sind die Augen gewöhnlich grau oder blau weil es lange in einer dunklen Umgebung war und die Pigmentzellen noch nicht ausgereift sind. Diese Entwicklung braucht Zeit und vollzieht sich jeden Tag ein bisschen.
- Dieser Reifeprozess und der Wandel (oder auch nicht) der Augenfarbe des Babys geht in jedem Baby unterschiedlich schnell vonstatten und hängt von der Genetik ab. Nach 6 Monaten zeigt sich jedoch die bleibende Augenfarbe, die dann mit 2 Jahren voll entwickelt ist.
Um abzuschließen: Wenige Momente sind so magisch, wie wenn wir merken, dass unser Baby sich umschaut und uns beobachtet. Es weiß, dass wir eine wichtige Person sind, dass es uns braucht und nach und nach wird es viele weitere Sachen an uns und in seiner Umgebung entdecken. Neugeborene beobachten viel und lange und dabei lernen sie jede Menge.
Vernachlässige nicht die Pflege der Augen deines Babys und wenn du irgendeine kleine Anomalie bemerkst, dann zögere nicht, mit ihm zu einem guten Kinderarzt zu gehen.