Das Kleiner-Kaiser-Syndrom

Viele Eltern haben immer weniger Zeit für ihre Kinder und dies hat eindeutige Auswirkungen. Das Kleiner-Kaiser-Syndrom ist eine davon. Dieser Artikel beschreibt, was damit gemeint ist.
Das Kleiner-Kaiser-Syndrom
María Alejandra Castro Arbeláez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin María Alejandra Castro Arbeláez.

Letzte Aktualisierung: 01. September 2018

Was ist mit dem sogenannten Kleiner-Kaiser-Syndrom bei Kindern gemeint? Es handelt sich dabei um einen Begriff aus der Psychopathologie, der das Verhalten eines Kindes beschreibt. In diesen Fällen werden die Kleinen autoritär und beanspruchen die Herrschaft über die übrigen Familienmitglieder.

Das Kleiner-Kaiser-Syndrom bei Kindern ist ein relativ neues Phänomen, das auch als Störung mit oppositionellem Trotzverhalten bekannt ist. Die Kinder, die dieses Syndrom vorweisen, wollen Machthaber sein und über alle Personen ihres täglichen Lebens bestimmen.

Die Eltern dieser Kinder haben Probleme, Entscheidungen zu treffen, die nicht den Interessen des Kindes entsprechen. Selbst in so trivialen Angelegenheiten wie beispielsweise bei der Auswahl des Fernsehkanals oder bei der Zubereitung des Abendessens.

Natürlich erstreckt sich dies auch auf weitreichendere Themen wie das Urlaubsziel, den Kauf neuer Spielsachen oder gar die Entscheidung, ein neues Geschwisterchen zu bekommen.

Wie erkennt man das Kleiner-Kaiser-Syndrom?

Wie sich bereits an dem Namen erkennen lässt, handelt es sich bei diesem Syndrom um Kinder, die alles um sich herum beherrschen wollen. Trifft eine andere Person für sie eine Entscheidung, verweigern sie sich komplett. Dabei ist ein aggressives Verhalten als Folge nicht unüblich.

Folgende Verhaltensweisen können beispielsweise auftreten:

  • Wutanfälle
  • Verbale und körperliche Aggressionen gegenüber den Eltern oder anderen Erwachsenen
  • Der Versuch, die Eltern psychisch zu manipulieren
  • Häufiges egozentrisches Verhalten
  • Eine kaum vorhandene Frustrationstoleranz
  • Übermäßige und unbegründete Forderungen
  • Es schlüpft in die Opferrolle, um seine Eltern zu überzeugen
Beim Kleiner-Kaiser-Syndrom möchte das Kind alles beherrschen

Warum tritt dieses Syndrom auf?

Grundsätzlich verweisen die Forscher auf die Theorie, dass dieses Problem dadurch entsteht, dass Eltern zu wenig Zeit mit ihren Kindern verbringen. Schließlich werden diese nicht bereits als “Tyrannen” geboren, sondern entwickeln sich zu solchen im Laufe der Jahre.

Was haben die Arbeitszeiten der Eltern mit dem Kleiner-Kaiser-Syndrom zu tun? Dadurch, dass Eltern und Kindern kaum gemeinsame Zeit bleibt, fehlt es in der Erziehung häufig an klaren Grenzen.

Aufgrund des Zeitmangels fühlen sich viele Eltern häufig schuldig und erlauben so mehr, als eigentlich nötig. Die Kinder interpretieren diese Verhaltensweise dann als Möglichkeit, ihre Eltern zu manipulieren.

Vielleicht mag man denken, dass besonders Einzelkinder von dem Kleiner-Kaiser-Syndrom betroffen sind, doch dies lässt sich so pauschal nicht sagen. Unter Geschwistern kommt es vor, dass häufig die Kleinsten versuchen, den Befehl über ihre Eltern zu übernehmen.

Was macht man mit solchen Kindern?

Das Erste, wofür man eine Lösung finden muss, sind die Gewaltausbrüche gegenüber Eltern, Geschwistern, Lehrern, etc. Eltern sollten in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel vorangehen. Sie sollten ihren Kindern die Bedeutung von Kommunikation, Respekt und Toleranz vermitteln.

Auf der anderen Seite ist es auch wichtig, an der Empathie des betroffenen Kindes zu arbeiten. Eltern sollten ihm beibringen zu verstehen, wie sich andere durch sein Verhalten fühlen.

Der vielleicht wichtigste Punkt ist, von Anfang an Grenzen zu setzen. Das Kind sollte verstehen, dass es in jeder Situation bestimmte Verhaltensregeln gibt, die es zu befolgen hat. Sei es beispielsweise zu Hause, in der Schule oder im Sportverein.

In Momenten, in denen alles positiv verläuft und es die aufgestellten Regeln befolgt, sollte man sich eine angemessene Belohnung überlegen. Auf diese Weise erkennt das Kind, dass die richtige Verhaltensweise etwas Positives darstellt.

Bei alledem darf man jedoch nicht vergessen, dass immer noch die gemeinsame Zeit mit den Eltern für ein Kind am wichtigsten ist. Zeigt man ihm Regeln und ist gleichzeitig präsent, um diese auch einzufordern, schafft man es, das Kleiner-Kaiser-Syndrom zu unterbinden.

Kind weint und Mutter ist verzweifelt

Jugendliche und die Schule

Aufsässige Schüler sind sicherlich in keiner Schule sonderlich beliebt. Sie stellen häufig die Autorität der Lehrer infrage und bekommen dabei manchmal sogar die Unterstützung durch ihre Eltern.

Auf diese Weise wird das Kleiner-Kaiser-Syndrom nur gefördert. Die betroffenen Jugendlichen nutzen ihr manipulatives Können und bringen womöglich ihre Eltern auf ihre Seite, sodass sie gemeinsam der Schule gegenübertreten.

Es ist tatsächlich etwas ganz Normales, dass Jugendliche ihre Grenzen austesten und nicht immer sonderlich kooperativ sind. Ein solches Verhalten kann jedoch auch zu Aggressionen gegenüber Eltern oder Lehrern führen. In einem solchen Fall sollte man sich nicht davor scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Als Eltern sollte man seinem Kind beibringen, Regeln zu akzeptieren, um so die eigenen Grenzen zu kennen und nicht zu überschreiten.


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