Die Mutterschaft in verschiedenen Kulturen der Welt
Zweifellos ist die Mutterschaft in jeder Gesellschaft der Welt ein sehr wesentliches Ereignis im Leben von Frauen. Dennoch unterscheidet sich die Mutterrolle in den einzelnen Kulturen voneinander. Obwohl Mutterschaft grundsätzlich universell ist, gibt es viele verschiedene Vorstellungen über die Mutterrolle. Selbst in deinem eigenen Umfeld kann es erhebliche Unterschiede geben.
Die Mutterschaft in verschiedenen Kulturen: soziales Konstrukt
Natürlich ist die Mutterschaft ein biologisches Ereignis, das nur Frauen erleben können. Dennoch betrachten Anthropologen die Mutterschaft heute als kulturelles Konstrukt, das ein allgemeines und universelles biologisches Ereignis ist.
Der Anthropologe Dr. Ángeles Sánchez erklärt, dass die Mutterschaft weit mehr als nur die Fortpflanzung mit deinem Körper ist. Jede Kultur hat eine soziokulturelle Struktur. Daher ist sie auch ein psychosoziales Ereignis.
Wenn wir die Mutterschaft in unterschiedlichen Kulturen näher betrachten, erkennen wir sehr schnell, dass sie ein biologisches und kulturelles Ereignis ist.
Unterstützung junger Mütter in Kenia und Tansania
In den Stämmen, die im Süden Kenias und im nördlichen Tansania leben, erhalten die jungen Mütter sehr viel Unterstützung in ihrer Gemeinschaft. Betrachten wir beispielsweise die Stammesgruppen der Massai und der Suaheli. In diesen Stämmen versammeln sich die Frauen in den ersten Tagen der Mutterschaft um die jungen Mütter.
Ab dem Moment der Entbindung werden die jungen Mütter von den anderen Frauen begleitet. Gleichzeitig entfernen sich die Männer während der ersten Wochen der Mutterschaft. Im Stamm der Suaheli schläft das Paar die ersten 40 Tage nach der Geburt in getrennten Räumen.
Etwas anders sind die Sitten bei den Massai. Alle Frauen des Dorfes sind bei der Entbindung anwesend. Die Männer warten im Haus der Mutter ihrer Ehefrau. In den ersten zwei Monaten nach der Geburt des Kindes helfen alle anderen Massai-Frauen der jungen Mutter bei der Erledigung ihrer täglichen Aufgaben und Verantwortlichkeiten.
Traditionen und Sitten in China und Japan
Da in China Traditionen auch heute noch eine sehr wichtige Rolle spielen, praktizieren viele Frauen nach wie vor das Zuò Yuè Zi. Das bedeutet, dass im ersten Monat nach der Geburt Mutter und Kind im Krankenhaus oder zu Hause bleiben. Dadurch soll sowohl die Gesundheit der Mutter als auch des Neugeborenen geschützt werden.
Die Tradition des Zuò Yuè Zi beinhaltet auch, dass die Mutter sich während dieses ersten Monats nicht baden, die Haare waschen oder die Zähne putzen darf. Diese Hygieneregel wird heute allerdings kaum noch befolgt. Während der Schwangerschaft sollen die Frauen außerdem auf Lebensmittel verzichten, die in der chinesischen Ernährungslehre als warm (in Bezug auf die energetische Temperatur) bezeichnet werden. Dazu gehören beispielsweise Eier. Empfohlen werden kalte Speisen wie Obst und Gemüse.
In Japan sind die Männer während der Schwangerschaft eher Außenstehende. Sie begleiten ihre schwangere Frau weder zu Arztterminen noch nehmen sie an Geburtsvorbereitungskursen teil. Darüber hinaus dürfen Männer einige japanische Krankenhäuser während der Geburt noch nicht einmal betreten.
Nach dem ersten Monat zelebrieren Japaner eine sehr wichtige Tradition: das Hatsumiyamairi. Dabei wird das Neugeborene zum ersten Mal in einen Shinto-Tempel gebracht. Außerdem wird eine Zeremonie abgehalten, um die Geburt des Babys zu feiern. Dabei beten die Eltern dafür, dass das Baby stark und gesund wird.
Die späte Mutterschaft in westlichen Ländern
Die Rolle der Frauen in Westeuropa hat sich heute im Vergleich zu den Frauen vor einigen Jahrzehnten sehr stark verändert. Besonders die Mutterrolle und die Mutterschaft hat sich gewandelt.
Heute ist eine Mutterschaft nicht automatisch mit einer Ehe verknüpft. Viele Frauen, die Mütter werden wollen, streben zuerst danach, beruflich und finanziell stabil und unabhängig zu sein. Daher bekommen viele von ihnen dann auch erst in höherem Alter Kinder.
Außerdem haben die meisten Familien heute nur sehr wenige Kinder. Da sich die Ziele von Familien gewandelt haben, streben sie häufig nicht danach, möglichst viele Kinder zu haben. Familien wollen ihren Kindern vielmehr eine gute Lebensqualität bieten.
Die Mutterschaft in verschiedenen Kulturen: welches Land ist das beste Land, um Mutter zu sein?
Im Jahr 2015 hat das NGO Save the Children seinen 16. Jahresbericht über die Stellung der Mütter in der Welt (State of the World´s Mothers) veröffentlicht. Darin werden gesundheitliche Ungleichgewichte zwischen den weltweit größten Städten analysiert. Darüber hinaus bewertet der Report das Wohlergehen von Müttern und Kindern in 179 Ländern.
Die Ergebnisse dieses Berichtes zeigen, dass Norwegen das beste Land ist, um eine Mutter zu sein. Danach folgen Finnland und Island. Wenn wir uns das letzte Land auf der Liste ansehen, dann stellen wir fest, dass Somalia das schlechteste Land für Mütter ist.
Die Forscher haben diesen Bericht auf der Basis verschiedener Faktoren erstellt, welche sie untersucht haben: die Gesundheit der Mütter, das Risiko für Mütter, während der Schwangerschaft oder bei der Geburt zu sterben usw. In Norwegen stirbt nur 1 von 12.160 Frauen aufgrund maternaler Ursachen, während in Somalia 1 von 30 Frauen daran verstirbt.
“Wir müssen mehr unternehmen, um sicherzustellen, dass Mütter und Babys eine faire Überlebenschance und ein glückliches und gesundes Leben haben, unabhängig davon, wo sie leben.”
–Carolyn Miles–
Abschließende Gedanke über die Mutterschaft in verschiedenen Kulturen
Es besteht kein Zweifel daran, dass Mutterschaft sich in verschiedenen Kulturen der Welt voneinander unterscheidet. Allerdings müssen wir uns gar nicht mit anderen Kulturen vergleichen, um Unterschiede zu entdecken. Wenn du dich in deinem eigenen Umfeld umsiehst, wirst du feststellen, dass sich auch hier die Vorstellung von Mutterschaft und der Rolle einer Mutter permanent verändert und entwickelt.
Professor Cándida Alamillos erklärt, dass die Gesellschaft in der aktuellen Übergangsphase neue Familienmodelle erfordert. Darüber hinaus verändert sich momentan auch die Sichtweise der Geschlechterrollen.
Trotz der Tatsache, dass Familien unterschiedliche Merkmale aufweisen, gibt uns die Vielfalt der Mutterschaft die Hoffnung, die wir brauchen, um alle Lebensmodelle fairer und gerechter gestalten zu können.
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