Wie kann man mit Kindern über Suizid sprechen?

Es ist nicht einfach, mit Kindern über Suizid zu sprechen, aber es ist notwendig, sie zu informieren. Mehr dazu hier!
Wie kann man mit Kindern über Suizid sprechen?

Letzte Aktualisierung: 18. Juni 2024

Mit Kindern über Suizid zu sprechen, ist eine komplexe Situation. Als Elternteil ist es schwierig, die richtigen Worte zu finden, um über eine so herzzerreißende Situation zu sprechen. Es ist wichtig, das Vokabular dem Alter und den kognitiven Fähigkeiten des Kindes anzupassen und klar und ehrlich mit ihm zu sein. In diesem Artikel geben wir Empfehlungen, wie du mit deinen Kindern auf möglichst verantwortungsvolle und angenehme Weise über Suizid sprechen kannst.

Empfehlungen für das Gespräch über Suizid mit Kindern nach Altersgruppen

Laut einem Bericht der International Association for Suicide Prevention werden im Jahr 2021 schätzungsweise 703.000 Menschen durch Suizid sterben. Kommunikation ist eine der wichtigsten Präventionsmaßnahmen. Deshalb ist es wichtig, schon mit Kindern über das Thema zu sprechen.

In der Regel kommt das Thema erst dann zur Sprache, wenn ein bestimmtes Ereignis die Eltern dazu zwingt, mit ihren Kindern über Suizid zu sprechen. Dieses Gespräch steht unmittelbar bevor, wenn folgende Umstände gegeben sind:

  • Eine dem Kind nahestehende Person hat Selbstmord begangen oder einen Selbstmordversuch unternommen.
  • Das Kind hat das Wort gehört, weiß aber nicht, was es bedeutet und fragt nach.
  • Das Problem steht im Zusammenhang mit etwas, das dem Kind widerfährt, und die Eltern wenden sich an das Kind mit der Bitte um ein Gespräch darüber.

Bei der Behandlung des Themas Selbstmord ist es wichtig zu bedenken, dass die Art und Weise, wie wir über Themen wie Tod, Sexualität oder Geld sprechen, je nach Alter des Kindes variiert. Unabhängig davon, ob wir es mit einem drei-, acht- oder vierzehnjährigen Kind zu tun haben, ist es wichtig, klar und offen zu kommunizieren.

Kleine Kinder

Wenn kleine Kinder keine Antwort bekommen, erfinden sie eine. Wenn in ihrer Umgebung etwas passiert, das sie es nicht ganz verstehen, finden sie einen Weg, der oft unrealistisch und magisch ist, um dem Geschehen einen Sinn zu geben.

Fachleute von MIRECC (Cental Illness Research Education Clinical), weisen darauf hin, dass es wichtig ist, das Kind nicht mit zu vielen Informationen zu überfordern. Es geht darum, den Fragen des Kindes besondere Aufmerksamkeit zu schenken, und zwar auf eine ruhige und nicht wertende Weise. Es ist also nicht notwendig, dem Kind alle Einzelheiten zu erzählen. Lass dich von den Fragen des Kindes leiten.

Wenn du nicht weißt, wo du anfangen sollst, kannst du dich nach einer kurzen Einleitung an die Fakten halten: “Ich möchte mit dir darüber sprechen, was gestern Abend mit deinem Onkel passiert ist. Er war sehr traurig und hat sich verletzt. Er wird jetzt im Krankenhaus behandelt.”

Dabei ist es wichtig, Begriffe zu verwenden, die das Kind versteht. Die Sprache muss klar und einfach sein. Am besten sprichst du sanft und langsam und begibst dich körperlich auf Augenhöhe, damit ihr euch in die Augen schauen könnt.

Es ist wichtig, dass du ihnen erlaubst, ihre Gefühle frei auszudrücken und alle Fragen zu stellen, die sie stellen möchten, auch wenn diese unangenehm oder sehr schmerzhaft sind.

Wie kann man mit Kindern ab 7 Jahren über Suizid sprechen?

Kinder im Schulalter haben bereits ein gewisses Wissen über psychische Probleme. Sie werden sich allmählich ihrer eigenen Gefühle und der Gefühle anderer bewusst. Das kann aber auch dazu führen, dass sie sich schuldig fühlen, weil sie die emotionale Situation eines Freundes oder Familienmitglieds nicht früher bemerkt haben.

In diesem Fall ist es wichtig, Unterstützung anzubieten und zu erklären, dass das Kind auf keinen Fall für das Geschehene verantwortlich ist.

Das National Child Traumatic Stress Network hat einen Leitfaden für Eltern und Betreuer/innen herausgegeben, wie man mit Kindern über Suizid sprechen kann. Darin wird darauf hingewiesen, dass das Verschweigen der Tatsache, dass ein geliebter Mensch sich das Leben genommen hat, und die Behauptung, er sei tot, zu weiteren Problemen führen kann.

Wenn ein Kind belogen wird, verliert es das Vertrauen und beginnt, den Wahrheitsgehalt der Aussagen seiner Bezugspersonen infrage zu stellen.

Es ist nicht die Aufgabe der Erwachsenen, den Schmerz der Kinder zu lindern.

Traurigkeit ist ein gesundes Gefühl im Trauerprozess. In dieser Hinsicht sollten wir die Gefühle des Kindes anerkennen und es durch diese schwierige Zeit begleiten, anstatt es “an der Seitenlinie” zu halten oder es daran zu hindern, sich mit dem Schmerz zu verbinden.

Weitere Empfehlungen für Gespräche über Suizid mit Kindern im Schulalter sind:

  • Finde einen behaglichen und privaten Ort, an dem das Kind frei sprechen kann.
  • Beziehe die Lehrer/innen und die Schulleitung mit ein, damit sie über die Situation Bescheid wissen.
  • Verwende eine Sprache, die dem Alter und dem Verständnis des Kindes entspricht.
  • Sprich ehrlich, aber vermeide unnötige grafische Details.
  • Biete Körperkontakt an, z.B. Umarmungen.

Mit Kindern ab 11 Jahren über Selbstmord sprechen

Vorpubertäre und Jugendliche verstehen die Konzepte von Tod und Suizid. Deshalb brauchen sie etwas konkretere Informationen. Ihre Fragen können spezifischer sein, auch wenn sie sie vielleicht für sich behalten. Vielleicht ist es ihnen sogar peinlich, mit Erwachsenen über ihre Sorgen oder Gefühle zu sprechen.

Die jüngsten Daten sind alarmierend. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) berichtet, dass Selbstmord die vierthäufigste Todesursache bei jungen Menschen im Alter zwischen 15 und 29 Jahren ist. Gleichzeitig stellt die NASP (National Association of School Psychologists) fest, dass Jugendliche mit Suizidgedanken nicht explizit und direkt Hilfe suchen.

Sie zeigen ihre Verzweiflung jedoch durch Verhaltensweisen wie Abschiedsbriefe oder Kommentare wie “Ich hoffe, ich schlafe ein und wache nie wieder auf” oder “Ich will nicht mehr leben.”

Es ist wichtig zu verhindern, dass Suizid oder andere psychische Probleme tabuisiert werden. Die beste Vorbeugung ist, darüber zu sprechen. Es macht keinen Sinn, die Realität zu verschweigen, egal wie herzzerreißend sie ist.

Klarheit, Empathie und Ehrlichkeit

Generell gilt: Wenn wir mit Kindern über Suizid sprechen, sollten wir ihr Alter und ihren Entwicklungsstand berücksichtigen. Wir können sie fragen: “Verstehst du die Unumkehrbarkeit des Todes?”, “Weißt du, was Suizid bedeutet, oder hörst du den Begriff zum ersten Mal?”.

Es ist wichtig, dass wir unser Gespräch an ihre Bedürfnisse anpassen, aber dass wir immer direkt, einfühlsam und ehrlich sind. Wir sollten einen warmen und sicheren Raum erschaffen.

Wenn wir uns nicht in der Lage fühlen, mit der Situation umzugehen, kann es sehr hilfreich sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Psychologe/eine Psychologin oder Psychiater/Psychiaterin kann dir spezielle Hilfsmittel an die Hand geben, die dir helfen, mit der Situation umzugehen.


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