Eltern und Kinder - beste Freunde?
Heutzutage ist die Beziehung zwischen Eltern und Kindern anders als früher. Sie ist normalerweise nicht mehr so autoritär und streng und die Grenzen sind nicht mehr so ausgeprägt. Stattdessen sind die meisten Eltern-Kind-Beziehungen jetzt enger und informeller. Viele verstehen sich heute eher als beste Freunde ihrer Kinder und nicht so sehr als Eltern. Darüber hinaus behaupten viele Mütter und Väter, als Vertraute und “Kumpel” ihrer Kinder diese auch besser erziehen zu können.
Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern heute
Die Beziehung, die die meisten Eltern zu ihren Kindern heutzutage haben, ist allgemein enger. Das gilt auch für die etwas komplizierteren Phase wie z.B. die Pubertät. Mütter und Väter versuchen heute, mehr Kontakt zu ihren Kindern zu haben und auch, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen. Auch möchten sie darüber Bescheid wissen, was ihre Sprösslinge machen und was sie bewegt, was bei ihnen gerade “in” ist. Darüber hinaus versuchen sie auch sonst, am Sozialleben und den Hobbys ihrer Kinder teilzuhaben.
Viele Eltern wollen eine gleichberechtigte Beziehung zu ihren Kindern aufbauen. Manchmal ist es da gar nicht mehr so einfach zu unterscheiden: Wer legt jetzt eigentlich die Regeln und Grenzen fest? Und wer hat die Autorität? Sind es die Eltern oder die Kinder?
Kinder vergangener Generationen baten ihre Eltern eigentlich für alles um Erlaubnis. Also sowohl, wenn es darum ging, auszugehen, als auch, wenn das Kind irgendwelche andere Sachen tun wollte. Dagegen informiert der Nachwuchs von heute seine Eltern nur noch über seine Pläne und Absichten. Selbst die Art und Weise, wie Kinder mit ihren Eltern sprechen, hat sich verändert. Denn heute spielt sich das Ganze eher auf ebenbürtiger Ebene ab.
Warum es für Eltern nicht ratsam ist, beste Freunde der Kinder zu sein
Also wir haben schon gesehen: Die Beziehungen innerhalb der Familie haben sich natürlich im Lauf der Zeit im Vergleich zu früher verändert. Doch sollten Eltern vorsichtig sein, wenn es darum geht, einen allzu “freundschaftlichen” Erziehungsstil zu führen, oder eine Beziehung zu ihren Kindern zu suchen, in denen Eltern und Kinder “beste Freunde” sind.
Gesellschaftliche Rolle “Eltern”
Erstens gibt es gewisse gesellschaftliche Rollen, die durchaus ihre Daseinsberechtigung haben. Denn sie erfüllen eine bestimmte Funktion innerhalb der zwischenmenschlichen Beziehungen. Deshalb darf man also nicht aus den Augen verlieren: Es gibt eine gesellschaftliche Rolle, die darin besteht, Eltern zu sein. Und Eltern haben die Aufgabe, eine gewisse Autorität auszustrahlen, sowie klare Regeln aufzustellen und Grenzen zu setzen. Dabei ist klar, dass das immer auf der Grundlage von Dialog, Vertrauen, Respekt und Liebe geschehen soll.
Erwachsene als notwendiger Bezugspunkt
Zweitens ist es quasi unmöglich, dass Eltern beste Freunde ihrer Kindern sind. Denn das würde bedeuten, diese Rolle in jedem einzelnen Lebensabschnitt aufrecht zu erhalten. Und das ist tatsächlich ein Ding der Unmöglichkeit.
Denn es sind gerade die Kinder, die manchmal nach Autorität verlangen. Sie brauchen die Präsenz von Erwachsenen als solche. Und ebenso brauchen sie auch die Erwachsenen als Bezugspunkt. Denn die Kinder benötigen das Gefühl der Sicherheit, des Halts und der Unterstützung. Und das finden sie bei den Eltern. Denn diese bringen die nötige Reife und Sicherheit aufgrund ihrer Erfahrungen mit.
Fazit: Beste Freunde? Lieber nicht
Daher lautet die Antwort auf die Frage, ob Eltern beste Freunde ihrer Kindern sein sollten, also “nein“. Auch die spanische Autorin und Psychologin Alicia Banderas schreibt in ihrem Buch Pequeños tiranos (Kleine Tyrannen) Folgendes: Eltern können keine Freunde ihrer Kinder sein. Ihr Erziehungsauftrag besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen Autorität und zärtlicher Fürsorge zu finden. Die Autorin verweist darauf, dass Eltern wissen müssen, wie man rechtzeitig Grenzen setzt. Denn nur so können sie verhindern, dass ihre Kinder zu wahren Tyrannen heranwachsen.
Nicht dasselbe: Eine freundschaftliche Beziehung und beste Freunde
Statt zu versuchen, beste Freunde ihrer Kinder zu sein, sollten Eltern sich eher darum bemühen, eine freundschaftliche Beziehung zu ihnen aufzubauen , ohne dabei ihre Rolle als Eltern und Erziehungsberechtigte aufzugeben. Um jedoch eine freundschaftliche Beziehung zu deinen Kindern aufzubauen, solltet ihr als Eltern folgende Dinge im Hinterkopf behalten:
- Zunächst ist es von grundlegender Bedeutung, Grenzen zu setzen. Aber das sollte stets über Dialog und vernünftige Argumente und Gespräche geschehen. Eltern müssen in der Lage, “nein” zu sagen und ihrem Nachwuchs die notwendigen Gründe dafür zu nennen.
- Auch sollten Eltern ihren Sprösslingen immer Zuneigung, Nähe und Körperkontakt zukommen lassen. Denn auch ohne beste Freunde ihrer Kinder zu sein, können Mutter und Vater durchaus eine liebevolle und enge Beziehung zu ihnen aufbauen. Und diese wird den Austausch und eine gut funktionierende Kommunikation ermöglichen.
- Auch wenn es stimmt, dass für bestimmte Vertraulichkeiten die Freunde und Freundinnen da sind: Das bedeutet dennoch nicht, dass Kinder nicht mit ihren Eltern ihre Sorgen, ihre Bedürfnisse, Freuden und Ängste teilen können. Dafür ist es wichtig, dass Eltern eine gute Vertrauensbasis in ihren Kindern geschaffen haben. Denn dann haben diese das Gefühl, ihre Probleme mit den Eltern teilen zu können. Und sie sind auch in der Lage, die Meinungen und Ratschläge der Eltern anzunehmen.
Kurz gesagt, eine freundschaftliche Beziehung zu deinen Kindern ist…
…eine gesunde, offene, ehrliche, flexible und kommunikative Eltern-Kind-Beziehung. Aber genauso wichtig ist dabei auch: Das Verhältnis muss als Grundlage die Achtung der Autorität der Eltern haben und ebenso die Akzeptanz der Kinder von gerechtfertigten und einvernehmlich festgelegten Grenzen.
In einer freundschaftlichen Beziehung und nicht als “beste Freunde” ist es Eltern und ihren Kindern möglich, Autorität und Liebe zu vereinen. Und das ist grundlegend dafür, dass die Kinder verstehen: Die Entscheidungen und Handlungen der Eltern geschehen allein aus der Absicht heraus, das Beste für das Wohl, die Sicherheit und das Glück ihrer Kinder zu tun.
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- Banderas, A. (2010). Pequeños tiranos: Cómo lograr que tus hijos pasen de ser niños desobedientes a adolescentes responsables. Editorial TIMUN MAS. Barcelona.
- Mestre, M. V., Tur, A. M., Samper, P., Nácher, M. J., Cortés, M. T. (2007). Estilos de crianza en la adolescencia y su relación con el comportamiento prosocial. Revista Latinoamericana de Psicología, vol. 39, núm. 2, 2007, pp. 211-225. Recuperado de https://www.redalyc.org/pdf/805/80539201.pdf