Bindungsstörung: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
Durch unangemessene Behandlung im Kindeshalter kann es zu einer reaktiven Bindungsstörung kommen. Die Konsequenzen können im Erwachsenenalter sehr ernst sein, wenn nicht die notwendige Behandlung erfolgt.
Leider befinden sich viele Kinder in einer Situation, die zu einer reaktiven Bindungsstörung führt. Wenn die wichtigsten Vertrauenspersonen ihrer Verantwortung nicht nachkommen, ihre Kinder vernachlässigen oder sogar misshandeln, hat dies weitreichende Folgen, an denen viele das ganze Leben lang leiden.
In diesem Fall ist es grundlegend, Symptome zu erkennen und schnellstmöglich zu behandeln, um dem Kind die Möglichkeit zu geben, Selbstbewusstsein entwickeln zu können und emotionalen Ausgleich zu finden. Nur so kann es zu einem ausgewogenen Erwachsenen heranreifen.
Kinder in dieser Situation benötigen Hilfe, um ein gesundes Selbstbild zu entwickeln und das Gefühl des Geliebtwerdens kennenzulernen. Es ist ein schwieriger und langer Weg.
Wie kommt es zu einer reaktiven Bindungsstörung?
Im Normalfall entwickelt ein Baby eine gesunde emotionale Bindung zu seiner Mutter oder einer anderen Bezugsperson, die sich um es kümmert.
Die Eltern schenken dem Baby Zuneigung, Fürsorge, Sicherheit und Schutz. Wenn diese Grundbedürfnisse gedeckt sind, kann das Kind auch ein gesundes Selbstwertgefühl und emotionalen Ausgleich erreichen. Davon wird es sein ganzes Leben lang profitieren.
Doch was passiert, wenn es diese Bindung zur Bezugsperson nicht gibt? Wenn das Kind keine Aufmerksamkeit oder Liebe erhält, sondern vernachlässigt oder gar missbraucht wird? In diesem Fall spricht man von einer reaktiven Bindungsstörung.
Hat das Kind Eltern, die ihm weder körperliche noch emotionale Aufmerksamkeit schenken, oder wenn es von verschiedenen Personen betreut wird, kann es zu dieser emotionalen Störung kommen.
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Wie äußert sich eine Bindungsstörung?
Emotionale Defizite führen dazu, dass sich das Kind verschiedene Strategien aneignet, um sich sicherer in seiner Welt zu bewegen. Dabei können zwei entgegengesetzte Pole beobachtet werden:
- Gehemmtes Verhalten. Betroffene Kinder leben zurückgezogen und schließen sich von der Gesellschaft ab. Sie verbringen ihre Zeit lieber alleine als mit anderen. Auch meiden sie physischen Kontakt mit anderen. Sie leiden oft an Reizbarkeit, Traurigkeit oder Angst, auch wenn kein offensichtlicher Grund vorhanden ist. Sie sind nicht fähig, Vertrauensbeziehungen aufzubauen, die ein Leben lang anhalten.
- Ungehemmtes Verhalten. Betroffene Kinder suchen in jeder Person Zuneigung und Liebe, ganz egal um wen es geht. Sie kennen keine Vorsichtsmaßnahmen, unterscheiden nicht zwischen Familie oder fremden Menschen. Sie sind ständig auf der Suche nach emotionaler Unterstützung, die sie von ihrer wichtigsten Bezugsperson nicht erhalten.
Zusätzlich sind Kinder mit Bindungsstörungen meist wenig einfühlsam. Es fehlt ihnen an Empathie und sie weisen eine sehr niedrige Frustrationstoleranz auf.
Dieses Symptom kommt nicht nur bei reaktiven Bindungsstörungen zum Ausdruck. Für eine genaue Diagnose ist ein ärztliches Gutachten notwendig.
“Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit” -Tom Robbins-
Wie behandelt man eine reaktive Bindungsstörung?
Nach der Diagnose kann der Psychologe oder Facharzt die beste Behandlung festlegen. Jedes Kind ist unterschiedlich und reagiert auch anders. Deshalb ist eine individuelle Therapie am wirksamsten.
Je nach Alter und Situation kann es schwieriger oder weniger kompliziert sein, das Kind zu therapieren. Wenn das Kind noch klein ist, braucht es auf jeden Fall eine Bezugsperson, die ihm emotional zur Verfügung steht.
Wenn die Bindungsstörung erst im Erwachsenenalter therapiert wird, ist eine Heilung schwierig, aber nicht unmöglich. Bei Einsamkeit, Missbrauch oder Vernachlässigung in der Kindheit ist eine Therapie sehr schmerzhaft!
Allen Betroffenen ist etwas gemeinsam: sie haben großes Leid erfahren, das sie meist auf die eine oder andere Weise das ganze Leben lang begleiten wird.
Der Mangel an Liebe, Fürsorge und Zuneigung führt zu Angst vor dem Leben. In vielen Fällen sind sich die Betroffenen selbst nicht darüber bewusst, deshalb ist eine fachärztliche Therapie so wichtig.
Das Selbstbild muss überarbeitet, die Vergangenheit bewältigt werden. Betroffene müssen durch eine Therapie erkennen, dass sie wertvoll sind und es sich verdient haben, geliebt zu werden; dass sie selbst keine Schuld trifft, auch wenn sie dies in der Kindheit anders erlebt haben. Der Weg ist schwierig, doch heilsam.
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