Liebe Familie: Nehmt nach der Geburt das Baby nicht vor der Mutter in den Arm

Liebe Familie, nehmt nie ein neu geborenes Baby nach der Geburt in den Arm, wenn die Mutter noch nicht die Möglichkeit hatte, dies zu tun.
Liebe Familie: Nehmt nach der Geburt das Baby nicht vor der Mutter in den Arm
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 30. März 2022

Es ist wichtig, diesen ersten und notwendigen Kontakt zwischen der Mutter und dem Kind nach der Geburt sicherzustellen: weil die erste Stunde des Lebens und der Kontakt sehr wichtig sind.

Es ist zweifellos ebenso auffällig wie besorgniserregend, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein 16-Punkte-Protokoll ausgearbeitet hat, um eine humanere Geburt zu fördern. Heute folgt in vielen Gesundheitszentren die Geburt solchen standardisierten Richtlinien, dass viele Mütter sich an den Akt der Geburt als an etwas fast Traumatisches erinnern.

Das ist nicht optimal. Es ist auch nicht optimal, dass ein Neugeborenes nach der Geburt von den Verwandten von Arm zu Arm weitergereicht wird, wenn die Mutter noch nicht die Möglichkeit hatte, ihr eigenes Kind zu sehen und zu spüren. Heute möchten wir mit dir über diese Situation sprechen. Der erste Kontakt ist von großer Bedeutung für die emotionale Welt beider Protagonisten: Mutter und Kind.

Liebe Familie, bitte respektiert die Privatsphäre

Wenn ein Paar für die Geburt ins Krankenhaus kommt, weiß es nie, was in den nächsten Stunden passieren wird. Es ist möglich, dass ein Kaiserschnitt durchgeführt werden muss. Oder, dass die Mutter sediert werden muss und erst ein para Stunden nach der Geburt die Möglichkeit haben wird, ihr neu geborenes Kind zu sehen.

Unsere Eltern, Geschwister, Onkel und Tanten oder Freunde wollen das Beste für uns und feiern die Geburt mit Freude und vielen Emotionen. Natürlich können viele von ihnen nicht umhin, das Baby aus der Krippe zu nehmen und es von Arm zu Arm weiterzugeben, um es willkommen zu heißen und herauszufinden, wie es aussieht.

Liebe Familie, tut das bitte nicht. Wenige Momente bedeuten so viel Intimität wie der Moment nach der Geburt, in dem eine Mutter Kontakt zu ihrem Kind, dem geliebten Kind, das für neun Monate ein Teil von ihr war, aufnehmen muss.

Die Wichtigkeit des frühen Kontakts

Viele Spezialisten sprechen von einem “affektiven Abdruck”, das heißt, dass nach der Geburt in den ersten zwei wundervollen Stunden ein schneller Kontakt zwischen der Mutter und dem Kind notwendig ist.

Nils Bergman, ein Spezialist für Perinatale Neurowissenschaften, erklärt, dass die ersten 1.000 Minuten eines Kindes der Schlüssel für seine spätere Entwicklung sein könnten.

  • Wir sollten nicht vergessen, dass die Geburt für das Baby “etwas Traumatisches” ist. Es hat sich aus einer warmen und geschützten Umgebung in eine fremde Welt bewegt, wo es plötzlich jemand berührt, die Nabelschnur durchtrennt es wäscht und dann Etiketten an ihm anbringt.
  • Die Welt mit all ihren Reizen ist für das Baby lästig. Das Fruchtwasser ist nicht mehr da, um jede Berührung und jeden Kontakt abzufedern. Plötzlich hat es unbekannte Gefühle: Stress, Angst, Panik.
  • All diese Reize können auf einfache Weise vermieden werden: bring das Neugeborene zu seiner Mutter. Es gibt keine Eile, die Nabelschnur durchzuschneiden oder es zu waschen. Denn das Wichtigste ist, dass es auf dieses warmen Haut mit dem angenehmen Geruch Ruhe findet, die von nun an Teil seines Lebens sein wird.
  • Diese Ruhe erzeugt angemessene Veränderungen in seinem Gehirn. Es gibt keinen Stress und keine Angst. Die Mutter beginnt auch mit dem Prozess des Stillens und setzt Oxytocin frei. Alles ist ruhig und ausgeglichen, ein wunderbarer erster Kontakt, der die Grundlage für die Mutter-Kind-Bindung bildet.

Liebe Familie, ihr bringt zu viele Gerüche, und zu viele Reize in den Raum

Wir müssen uns in die Situation des Babys hineinversetzen. Wenn es seine Mutter noch nicht getroffen hat, wird es sich überreizt und verloren fühlen, wenn es von Arm zu Arm weitergereicht wird. Es gibt zu viele verschiedene Gerüche, zu viele seltsame Empfindungen, Geräusche und diffuse Schatten.

Man muss sich eines wesentlichen Aspekts bewusst sein: die einzigen zwei Dinge, die ein Baby nach der Geburt braucht, sind seine Mutter und das Essen, das sie zur Verfügung stellt. Nichts weiter.

Allgemeine Tipps für Familienmitglieder nach der Geburt

Vor allem müssen wir feiern, dass es sowohl der Mutter als auch dem Kind gut geht. Außerdem müssen wir weise sein und eines verstehen: Wir werden viel Zeit haben, um das Baby kennenzulernen, zu lieben, zu umarmen und zu berühren. Es ist bereits ein Teil unserer Familie und unseres persönlichen Kreises.

Also, liebe Familie, erinnert euch an diese Tipps:

  • Respektiert die Intimität der Mutter und des Babys sowie des Paares.
  • Ihr müsst das Baby nicht berühren. Dafür habt ihr später viel Zeit. Aber vor allem, nehmt es niemals vor der Mutter auf den Arm.
  • Wenn ihr es berührt, denkt daran, dass ihr saubere Hände haben müsst. Wenn möglich, küsst das Baby nicht (dafür werdet ihr noch viel Zeit haben!).
  • Kommt nicht alle gleichzeitig ins Zimmer – was die Mutter und das Kind brauchen sind Ruhe und Intimität.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.