Gar nicht so einfach: Erstlingseltern und ihr Neugeborenes

Für Erstlingseltern ist die Ankunft ihres Neugeborenen in vieler Hinsicht eine große Herausforderung. Denn häufig leidet zunächst die Paarbeziehung.
Gar nicht so einfach: Erstlingseltern und ihr Neugeborenes
María José Roldán

Geschrieben und geprüft von der Psychopädagogin María José Roldán.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Niemand hat behauptet, dass es einfach sein würde. Aber wie schwierig es sein kann, hat dir so richtig klar auch keiner gesagt: Nämlich die Ankunft deines ersten Babys. Natürlich ist das ein ganz magischer Moment für ein Paar. Doch wenn du zu den Erstlingseltern gehörst, weißt du zunächst mal überhaupt nicht, wie mit dem Neugeborenen genau umzugehen ist.

Es ist ein so verletzliches und zugleich auch so forderndes Wesen! Und Müdigkeit und schlechter Schlaf können diesen wunderbaren und magischen Moment zu einer durchaus schwierigen Zeit für die Paarbeziehung machen.

Erstlingseltern: Schlafmangel und Übermüdung

Frischgebackenen Eltern wird der Schlaf entzogen. Und das ist eine Entbehrung, die sie sicherlich noch nie zuvor so erlebt haben. Dabei sind beide Elternteile nicht in der Lage, ihre Energie weder nachts noch tagsüber aufzuladen.

Die ständige Übermüdung führt dazu, dass ihr emotionales Gleichgewicht ins Wanken gerät. Und darüber hinaus stehen die Erstlingseltern vor dieser unglaublichen und neuen Verantwortung: Es ist die größte, die sie bislang übernommen haben, nämlich die Pflege ihres Babys. Und das quasi ohne jede Anleitung.

Dazu kommt, dass die Mutter gerade einen der schwersten und schwierigsten Momente ihres Lebens mitgemacht hat: die Entbindung oder den Kaiserschnitt. Daher ist es das Wahrscheinlichste, dass sie müde und erschöpft ist und zudem mit einem hormonellen Durcheinander in ihrem Körper zu kämpfen hat.

Das kann sie emotional ziemlich mitnehmen. Und der frischgebackene Vater versucht in dieser Situation vor allem, ihr zu helfen und ihr zur Seite zu stehen.

Tatsächlich sind es unglaublich viele Veränderungen, die auf die Erstlingseltern zukommen: Gewohnheiten ändern sich rasant und die Müdigkeit nimmt ständig zu. Und von dem Neugeborenen gibt es vor allem erstmal viel Geschrei und Weinen und es braucht die ständige Aufmerksamkeit seiner Eltern.

Erstlingseltern - Vater mit Baby

Erstlingseltern und die Ankunft des Neugeborenen

Über die Schwangerschaft weißt du im Allgemeinen ziemlich gut Bescheid: Dass die Begleiterscheinungen manchmal hart und schwierig sein können. Dass dein Körper sich verändert und ebenso die Gefühle.

Wehen und die Geburt gehören zu den schmerzhaftesten Erlebnissen einer Frau. Das alles erklärt man dir ausführlich. Doch es wird vergessen, auch ein paar Bemerkungen darüber zu verlieren, wie viel Arbeit so ein Baby bedeutet. Oder darüber, dass die vollständige Erholung nach der Entbindung oder einem Kaiserschnitt auch einige Zeit dauert und ebenfalls schmerzhaft ist.

Ebenso sagt dir niemand, wie stark die Ankunft eines Neugeborenen die Paarbeziehung beeinflussen kann. Und dass selbst die harmonischsten Paare einige Hürden überwinden müssen, um weiterhin ein glückliches Familienleben genießen zu können.

Es kann passieren, dass selbst Paare mit einer starken und stabilen emotionalen Bindung in eine Krise geraten angesichts all der Dinge, die die Ankunft eines Neugeborenen mit sich bringt.

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Wichtig: Pflege der emotionalen Bindung

Durch all das kann eine emotionale Distanz zwischen den Eltern entstehen. Ohne sich darüber recht bewusst zu sein, beginnen sie, die Rolle der Eltern zu spielen und vergessen dabei aber, dass sie ja auch ein Paar sind.

Dann kann es passieren, dass es zum ersten Mal in der Beziehung zu einer emotionalen Distanz kommt. Das kann zweifellos hart sein und beide Seiten fühlen sich verwirrt. Mitunter denken sie vielleicht, dass der Grund dafür der ist, dass sie sich gar nicht richtig lieben.

Aber das stimmt natürlich in den allermeisten Fällen überhaupt nicht. Es ist allein die Müdigkeit und der Schlafmangel, die die Erstlingseltern in diese verwirrenden Gefühlen verstricken.

Dann empfindest du vielleicht, dass diese Phase gar nicht so schön ist, wie du gedacht hattest. Oder dass dein Partner oder deine Partnerin nicht damit umzugehen weiß. Doch es ist die Übermüdung, die da spricht. Denn es ist wirklich keine einfach Aufgabe, sich um ein Neugeborenes zu kümmern. Aber gerade jetzt braucht ihr euch als Paar am meisten.

Damit eure Paarbeziehung funktioniert, müsst ihr unbedingt eine effiziente Kommunikation erlernen. Denn nur so könnt ihr eure emotionale Bindung pflegen. Dabei solltet ihr immer versuchen, empathisch mit dem anderen zu sein. Und außerdem auch positiv zu bleiben, obwohl ihr permanent übermüdet seid.

Lerne, um Hilfe zu bitten, wenn du sie wirklich brauchst. Und sei ehrlich mit deinen Gefühlen. Erstlingseltern sollten versuchen, Momente zu finden, in denen sie über das reden können, was sie wirklich beschäftigt oder besorgt. Auf diese Weise könnt ihr verhindern, dass sich negative Gefühle zwischen euch festsetzen.

Gemälde von Vater und Kind

Keine Sorge: Es ist zu schaffen!

Ja, es ist zu schaffen! Wenn ihr beide euren Teil dazu beiträgt und euch jeden Tag daran erinnert, dass ihr neben Eltern eben auch ein Paar seid, dann könnt ihr diese Krisen und schwierigen Momente der ersten Zeit als Eltern natürlich überwinden!

Bedenkt, dass die Pflege eines Neugeborenen wirklich nicht einfach ist. Und vielleicht gibt es zusätzlich noch weitere familiäre Umstände, die euch Sorgen machen. Aber es sei euch versichert: Mit etwas Willenskraft und viel bedingungsloser Liebe werdet auch ihr es schaffen!

Und ihr werdet merken, dass nach einigen Monaten die Diskussionen und Streitigkeiten wieder weniger werden. Das Gefühl der emotionalen Distanz vergeht genauso schnell wie es gekommen ist.

Ihr werdet erkennen, dass ihr eine schwierige Phase in eurer Paarbeziehung durchgemacht habt. Aber zugleich eben auch, dass ihr es gemeinsam geschafft habt! Diese Erfahrung wird sicher dazu beitragen, dass ihr euch noch verbundener fühlt und dass eure emotionale Bindung noch stärker wird.


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